Es ist ein noch nie dagewesener Knalleffekt in der Geschichte der Tiroler Politik. Die Landeswahlbehörde hat entschieden, dass Frank Stronach nicht zur Tiroler Landtagswahl antreten darf. Das ganze passierte natürlich nicht ohne Grund. Zunächst waren sogar drei verschiedene Listen des Team Stronach eingereicht worden. Nachdem die Liste unter Führung des ehemaligen Freiheitlichen Alois Wechselberger ihre Kandidatur zurückgezogen hatte, waren es nur noch zwei Listen, die sich um ein Antreten prügelten.
Dreht man das Rad der Zeit ein wenig zurück, wird man schnell feststellen, dass dieser Skandal hausgemacht war und nicht der Tiroler Landeswahlbehörde angelastet werden kann. Stronach hatte in seiner blindwütig zeternden Art im Schnellverfahren Politiker gesucht, die sein Team Stronach auch in der Breite, also in den Bundesländern, unterstützen würden. Dabei war er in Tirol schnell auf ein äußerst kompetentes Team aus gescheiterten Möchtegern-Politikern aus dem rechtsrechten Lager gestoßen. Zum Vorsitzenden machte man damals eben jenen Hans-Peter Mayr, der nun mit seiner Stronach-Liste bei der Wahl antreten wird. Das alles spielte sich erst vor wenigen Monaten, im Oktober, ab. Erst im Februar begann man das Team Stronach umzugestalten. Zunächst warf der Landesvorsitzende Mayr jene rechten Recken rund um Alois Wechselberger aus der Partei, die man Monate zuvor noch mit offenen Armen empfangen hatte, um sie politisch durchzufüttern. Im März dann das Bekanntwerden des totalen Chaos im Team Stronach. Während der Landesvorsitzende Mayr eine Liste Stronach eingereicht hatte, reichte die Bundesorganisation eine weitere Liste mit Ulmer als neuer Spitzenkandidatin parallel zur anderen Liste ein.
Auf ein einmonatiges Hick-Hack folgte dann die gestrige Entscheidung der Landeswahlbehörde. Die hatte entschieden, dass die Liste Mayr, welche vor der Liste Ulmer eingereicht wurde, den Vorzug erhalten würde. So weit so kompliziert. Trotz des lauten Aufschreis aus dem Team Stronach, scheint die Entscheidung doch zu stehen und die Tirol-Wahl für die Söldnertruppe wohl gelaufen. Die Diskussionen um dieses Thema spielen sich irgendwo zwischen „selbst Schuld“ und „Frechheit“ ab, wobei man festhalten muss, dass die Landeswahlbehörde sicher nicht für das Chaos im Team Stronach angeprangert werden kann. Dass Stronach zunächst lauter Personen einstellte, die sogar der FPÖ zu radikal waren, dürfte wohl seiner schier unüberschaubaren Lebenserfahrung geschuldet sein und konnte ja gerade noch korrigiert werden. Dass man parallel zur Liste Mayr noch eine andere Liste einreicht, weil man ihn nicht als Spitzenkandidaten haben will, zeugt einfach nur von Desorientierung und politischem Unverständnis und hat sich keine andere „Strafe“ verdient, als jene der Landeswahlbehörde. Wenn man es als erfolgreicher Unternehmer nicht schafft, sein „Team Stronach Tirol“, das eine Mitgliederzahl hat, die man an einer Hand abzählen kann, ordentlich aufzustellen, darf man zwar gegen das so verhasste „Establishment“ wettern, nur es wird einem irgendwann einfach niemand mehr abkaufen. Auf der hauseigenen Facebook-Seite versucht man jedenfalls weiter die ÖVP alleine in Zusammenhang mit dieser Entscheidung zu bringen, was jedoch auch keine fundierte Meinung widerspiegelt. Die Landeswahlbehörde ist kein ÖVP-Instrument, sondern eine Behörde, die sich aus Vertretern aller antretenden Parteien zusammensetzt und versuchen muss, eine vernünftige und sinnlogische Entscheidung zu treffen.
Das Team Stronach hat jedenfalls heute bereits angekündigt, sich aus dem Wahlkampf zurückziehen zu wollen und alle Plakate zu überkleben. Ein erstes Zeichen von Resignation. Eine Anfechtung der Wahl wolle man noch offen lassen. Jedenfalls wolle man aber vom echten Team Stronach eine Postwurfsendung in ganz Tirol initiieren, welche die Menschen darüber aufklären soll, dass die antretende Liste Mayr eine „Fälschung“ ist. Welchen Parteien dieses politische Erdbeben in die Hände spielen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist nur, dass die Liste Mayr, nach all den Turbulenzen, sicher nicht so erfolgreich abschneiden wird können wie es eine „echte“ Liste Stronach getan hätte.
P.S.: Der Name Mayr dürfte die „Strohsack-Fraktion“ geradezu magisch anziehen, denn der Spitzenkandidat in Salzburg heißt ebenfalls Hans Mayr. Aber vielleicht fehlt ihm ja am Ende das alles entscheidende Peter im Namen…man wird sehen!
„Klar ist nur, dass die Liste Mayr, nach all den Turbulenzen, sicher nicht so erfolgreich abschneiden wird können wie es eine „echte“ Liste Stronach getan hätte.“
– Eben das befürchte ich auch, denn eine „echte“ Liste Stronach hätte der FPÖ in Tirol, wie in Kärnten und Niederösterreich geschehen, einige Wählerschichten abluchsen können.
Bleibt abzuwarten „welchen Parteien dieses politische Erdbeben in die Hände spielen wird…“
RL