Ganz so schnell wird es dann wohl doch nicht gehen, dass die Überraschung des vergangenen Wahlsonntag wieder in der Versenkung verschwinden wird. Der Wahltag in Oberösterreich und der steirischen Landeshauptstadt Graz war jedenfalls zum Augenreiben und Staunen. Vor allem die Partei MFG (Menschen Freiheit Grundrechte) haben viele nicht auf der Rechnung gehabt. Als Tarek Leitner in der Spezialberichterstattung zu den Wahlen um 14 Uhr vom möglichen Einzug einer Partei namens MFG gesprochen hat, hat in ganz Österreich das große Googeln begonnen. Die Homepage der MFG war eine Zeit lang down und konnte den vielen Anfragen nicht standhalten. Zumindest sechs Jahre lang wird die Partei nun im Oberösterreichischen Landtag vertreten sein, doch eine viel wichtigere Frage treibt die Politikinteressierten im Land um: Kann die Partei den Erfolg bei anderen Landtagswahlen oder gar der Nationalratswahl wiederholen?
Ein Milliardär als Eintagsfliege!
Während das politische System in Österreich bis Anfang der 2000er-Jahre von größtmöglicher Stabilität geprägt war und eigentlich nur dreieinhalb Parteien eine wesentliche Rolle gespielt haben, hat sich das Karussell in den vergangenen Jahren immer schneller zu drehen begonnen. Politische Eintagsfliegen waren immer dann erfolgreich, wenn alle notwendigen Parameter für kurze Zeit zusammengepasst haben. Das Team Stronach hat die Frustration der österreichischen Bevölkerung im Jahr 2013 eiskalt ausgenützt, hat jedoch den optimalen Zeitpunkt knapp verpasst, denn bei der Nationalratswahl 2013 war der Hype bereits wieder auf dem Rückzug. In Umfragen war Frank Stronach mit seinem Team bereits bei deutlich mehr als 10 Prozent gelegen, bei der Wahl waren dann immerhin noch 5,7 Prozent der Stimmen drin. Bei drei Landtagswahlen, die vor der Nationalratswahl 2013 stattgefunden haben, hat das Team Stronach allerdings den Einzug geschafft und war sogar Teil der Kärntner und der Niederösterreichischen Landesregierung. Nach der Nationalratswahl 2013 bzw. nach den jeweiligen Enden der Legislaturperioden war das Team Stronach endgültig Geschichte.
Die Piratenpartei erobert Deutschland!
Die Piratenpartei war ein prominentes Beispiel für eine Partei, die auf einer kurzen, hohen Welle geritten ist. Für diesen kurzen Moment, als sich die Partei erheben und von selbst auf dem politischen Surfbrett stehen konnte, war die Piratenpartei erfolgreich. Dann ist man am harten Strand der Realität aufgeschlagen und musste schnell die Segel streichen. Gerade einmal acht Monate lang dauerte der Hype um die Piratenpartei an! In dieser Zeit fanden allerdings auch vier Landtagswahlen in Deutschland statt. In Berlin, dem Saarland, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen erreichten die Piraten jeweils knapp 8 Prozent der Stimmen und stellte teilweise bis zu 20 Abgeordnete in einem Landtag. Zum Höhepunkt der Piratenpartei kam die Bewegung auf mehr als 10 Prozent in der Sonntagsfrage der deutschen Bundestagswahl. Nur wenige Monate später war die Partei allerdings bereits wieder bei unter 5 Prozent angesiedelt. In den Bundestag haben es die Piraten bis heute nicht geschafft.
Wie lange überlebt die MFG?
Diese Frage zu beantworten ist schwierig. Jedenfalls nur so lange, so lange Corona und die Maßnahmen dagegen ein prominentes Thema in Österreich sind. Der Hype um die MFG kann in ein paar Monaten schon wieder Geschichte sein, dann sitzen sie sechs Jahre im Oberösterreichischen Landtag und verschwinden wieder in der politischen Bedeutungslosigkeit. Vor allem Parteien, die aus wild zusammengewürfelten Kritikern bestehen, tun sich schwer Strukturen aufzubauen und eine klare politische Linie zu kreieren. Wenn das gemeinsame Feindbild „Corona-Maßnahmen“ irgendwann nicht mehr als Reibebaum zur Verfügung steht, wird es schwer die kreativen Freigeister der Protestbewegung beisammen zu halten. Die nächsten Landtagswahlen in Österreich finden erst im Jahr 2023 statt. Wenn bis dahin das Coronavirus in den Griff gebracht werden kann, wird MFG seinen größten Auftritt wieder als Verabschiedung zahlreicher Mails haben, aber als Partei in Vergessenheit geraten.