Es stinkt ganz gewaltig in diesem März 2023. Besonders in Niederösterreich.
Auf der schwarzen Scholle liegt nun zentimeterdick braune Gülle und stinkt in den türkisblauen Himmel, dass es einem schon von Weitem den Atem nimmt. Doch bodenständige Niederösterreicher ficht das nicht an. Ihre Geruchsorgane sind vom langjährigen Umgang mit Sur und Mist in ihren angestammten Waldhäusln taub geworden. Verächtlich belächeln sie jeden, der die Nase rümpft, als eitlen Pinkel, als Sensibelchen. Denn der echte Landbewohner und seine Raiffeisen-Kaiserin glauben fest daran, auch in Zukunft fette Ernte einfahren zu können, indem sie jetzt dicksten Dreck über die Felder kleistern.
Wer anderes behauptet, sei abgehoben, traditionsvergessen oder gar ausländisches Gfraster — jedenfalls jemand, der vom wahren Leben am und im österreichischen Kernland nichts verstehe. Doch mit der stinkenden Neudüngung werden jetzt sowieso sämtliche Landschädlinge vertrieben, egal ob man diese vielleicht anderswo als Nützlinge bezeichnet. Denn hierzulande liegt die Wahrheit einzig im alten Blut und Boden. Und die Scholle war in dieser Gegend seit jeher braunschwarz. Das weiß man doch.
Auch fuhren die Großlandbesitzer hier immer schon mit ihren riesigen Traktoren über alles drüber, was ihnen im Weg lag, zum Beweis einer seit Ewigkeiten ungebrochenen Macht. Sie walzten im eh schon flachen Land die kleinste Erhebung zu Staub, duldeten kein Steinchen und kein Kraut, das sie nicht selbst gesät hatten. Verspritzten nötigenfalls Gift im Übermaß, sicher ist sicher, und verdichteten so seit Jahrzehnten Erde und Köpfe. Nun ist das Land der Äcker abgewirtschaftet. Manche sehen es vom hohen Traktor aus bloß noch nicht.