Eine frühe Kindheitserinnerung: Unser Nachbar, ein Bauer, führt an einem Strick seine Kuh über die Straße aufs Feld. So zumindest seine Absicht. Denn sein Hund, ein Appenzeller, will helfen und zieht am Schwanz der Kuh. So stehen alle drei mitten auf der Hauptstraße. Nichts geht mehr. Die Autofahrer links und rechts hupen, der Bauer schimpft auf Kuh wie Hund, der Hund knurrt, die Kuh scheut. Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte? Von wegen! Der Hund zerrt unermüdlich weiter verbissen am Schwanz, in der festen Absicht, bei der Problemlösung zu helfen. Der Bauer will schnell von der Straße runter und zieht umso fester am Strick. Die Kuh kämpft panisch gegen beide an, denn das Gezerre schmerzt. Und jeder der drei ist fest überzeugt das einzig Richtige zu tun.
Irgendwie müssen sie dann doch von der Straße heruntergekommen sein. Wie sich das Dilemma letztlich löste, entzieht sich meiner Erinnerung. Wie immer blieb beim Betrachter nur das Bild vom Streit und der Dummheit aller Beteiligten, der gegenseitigen Blockade, hängen.
Wenn ich das politische Geschehen vielerorts, aber ganz besonders in Innsbruck, betrachte, kommt jedesmal diese Erinnerung hoch an Bauer, Kuh und Hund. Und als Bürger*in leidet man jedes Mal wieder wie ein Vieh, wenn nicht alle am selben Strick ziehen und jeder stur in entgegengesetzte Richtung will …