Allmählich wird es ernst mit dem Wahlkampf zur Gemeinderatswahl am 14. April.
Zumindest die Hauptakteure stehen fest, indem sie noch schnell ihre Wohnorte gewechselt haben, um auch mit einem ordentlichen Meldezettel in der Hand in den Ring steigen zu dürfen.
Da kann man von Glück reden, dass eine Aspirantin für das Bürgermeisteramt noch schnell eine Wohnung in Innsbruck gefunden hat, um hier „bodenständig“ einen Wahlkampf abzuführen.
Ähnliches ist von jenen Wahl-Nomaden zu berichten, die je nach lokaler Gegebenheit quer durch Europa ziehen, um sich fallweise für ein paar Tage als Studierende anzumelden und das jeweilige Wahlrecht auszuschöpfen.
Es soll sogar ähnlich dem Airbnb eine eigene Plattform geben, wo man sich anmelden kann.
Air-bmb heißt dann wohl Air-Bürgermeister-Behörde.
Die Parteien bereiten sich jedenfalls vor, indem sie Veranstaltungen ausrufen, Slogans mit KI aufpolieren und Schwerpunkte für Fiktionen fixieren.
Denn im Ernst denkt wohl niemand daran, die Sprüche der Gegenwart mit Fakten aus der Zukunft untermalen zu wollen.
Der Wahlkampf ist so oder so semantisch vermint, das Gelände ist explosiv, und überall schlagen Worthülsen ein.
Die Metaphern des Krieges haben manchmal beängstigende Formen angenommen.
Dennoch sollte man sich als Teil des Stimmviehs nicht unterkriegen lassen und mit Witz und Verve auf das Schauspiel kontern.
Eine gute Übung dazu, die im Curriculum für politische Bildung durchaus seriös vorgesehen ist, besteht im Spiel:
„Mein Sitznachbar ist politische Mandatarin.“
Mit dieser Übungsannahme fallen alle digitalen Designs wie die Schuppen von den Augen.
Eine echte Person gibt an, in den Gemeinderat ziehen zu wollen und bittet mich als wählende Person, sie dabei zu unterstützen. Dafür wird sie mir jeden Wunsch erfüllen.
Viele sind von dieser Fragestellung überrascht, weil sie noch nie daran gedacht haben, einen Wunsch an die Gemeinderatsfee selbst zu formulieren.
Als potentieller Übungsleiter einer solchen Sitzung starte ich mit dem ersten Tipp.
Tipp 1
Es lohnt sich, sich etwas zu wünschen, wobei alle mittun könnten.
Zum Beispiel eine gut ausgestattete Stadtbibliothek. Diese könnten wohl jede Fraktion und jeder Mensch von Optimismus unterstützen.
Tipp 2
Ein weiterer Tipp besteht darin, sich nur etwas aus jenem Gestaltungstopf zu wünschen, auf den der Gemeinderat Zugriff hat.
Es macht also wenig Sinn, sich die Autobahn-Überdachung am Sieglanger zu wünschen, wenn dort der Bund das Sagen hat. Mehr als eine Petition wäre bei diesem Thema ja nicht drin.
Tipp 3
Der dritte Tipp besteht schließlich darin, zu überlegen, wem der eigene Wunsch auf die Nerven geht.
Manchmal setzen gute Menschen nämlich Taten, die auf Kosten von anderen gehen und deshalb schlecht sind.
Musterbeispiel: Ich sage einem neuen Mieter, er soll sich ruhig dauernd auf den Besucherparkplatz stellen, obwohl ich keine Befugnis dafür habe.
Ähnliches steckt auch hinter dem Wunsch mancher, Sozialwohnungen bis zum Gehtnichtmehr mehr zu bauen, ohne zu fragen, ob darin überhaupt jemand glücklich wird.
(Niemand will eine Sozialwohnung, die meisten sind aber gezwungen, sie zu wollen.)
Kurzum, beim Entwickeln von Tipps, wie man das Spiel mit dem politischen Sitznachbarn aufziehen könnte, entstehen plötzlich jede Menge Wünsche, die man an die Feen des Gemeinderats übermitteln könnte.
Die politischen Akteure sagen übrigens unisono, sie seien nur deshalb oft so garstig, weil sie hilflos sind, wenn wir nicht anständig mit ihnen reden.
STICHPUNKT 24|11, geschrieben am 01.02. 2024