Das Un-Wort des Jahres 2025 wurde wahrscheinlich bereits jetzt, im Jänner, geboren. Dornauers „Beiseite Treten“ ist ja schon verbraucht. „Glätten“ (© August Wöginger, ÖVP), dagegen, ist die neueste Erfolgsparole im Polit-Sprech. Das Wort bietet ungeahnt viele schöne Anwendungsmöglichkeiten.
Die kommende Bundesregierung glättet jetzt erst mal die Staatsausgaben. Alle am Macher-Image kratzenden Unebenheiten werden beseitigt, die lästigen Armen werden platt gemacht, die Reichen aufgedämpft. Überhaupt schicken sich FPÖ und ÖVP gemeinsam an, sämtliches Raue, alles aus der normalen,d.h. bodeneben-platten Oberfläche Hervorstechende (Jelinek und andere schlimme Künstler*innen, unbotmäßige Journalisten) — überhaupt alles Widerständige zugunsten glatter Oberflächlichkeit so heiß zu bügeln, bis das feine Gewebe endgültig versengt ist und entsorgt werden kann.
Auch eine neue Masche lässt sich mit dieser Wortwahl verkaufen: Man strickt zwar wie von alters her glatt und verkehrt, dreht dann die Sache aber so, sodass jedermann glauben soll, der blau-schwarze Pullover sei ausschließlich wunderschön glatt gestrickt, dabei besteht die Rückseite notwendigerweise aus lauter verkehrten Maschen, wie alte Handarbeiterinnen wissen.
Was allerdings nicht geglättet wird, obwohl Herr Kickl seit Kurzem seine Botschaften in aalglatt gesetzten Worten nur noch vom Blatt liest, ist die Wortwahl sämtlicher unterer FPÖ-Chargen (sprich: Nationalräte), wo der raue Ton keinerlei Mäßigung erfährt. Im Gegenteil. Deren ungeschliffene Grobheiten werden mit den vielen Kränkungen, die die arme FPÖ erfahren habe (und niemals, niemals! anderen zugefügt hat!), als natürliche Reaktion sensibler Seelen dargestellt. Um diese Kränkungen ohne Traumata abarbeiten zu können, soll nun zumindest der Hass-im-Netz-Paragraph gestrichen werden. Denn, wie Herr Hafenecker als gelernter Rechtsanwalt richtig bemerkte, die Grenzen von Hass sind schwer zu definieren. Bei der FPÖ ist er naturgemäß grenzenlos. Man wird also Verunglimpfungs-Paragraphen glatt zu-Recht-streichen müssen.
Überhaupt werden wir uns noch wundern, wo überall mit der Walze drübergefahren werden wird, bis am Ende wirklich alles für die Zukunft zurück in die Vergangenheit geebnet ist: so eiskalt und spiegelglatt präpariert wie die Streif, bei Tauwetter später eine schlüpfrige Schleimspur. Vieles und viele werden da auf Österreichs Weg talwärts ins Rutschen geraten auf den perfekt geglätteten Pisten. Und wer im Abstieg immer noch nicht bereit ist, „ein Stück des Wegs“ mit diesen Parteien zu gehen, wer sich weiterhin weigert, ihre ausgestreckte rechte Hand zu ergreifen, der muss leider fallen.