Vorbild Kirchberg

10. Feber 2025
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Foto von Annie Spratt auf Unsplash

Das kleine Kirchberg in Tirol kann ab nun stolz darauf sein, als Muster für erfolgreiche Groß-Immobiliendeals weltweit herzuhalten.

Bei uns wie überall gibt es ja bestens mit der Politik vernetzte Herren, die mit ihrem Geld hoch hinaus wollen. Doch die Errichtung lukrativer Ferienwohnsitze wird leider immer schwieriger. Manchmal scheitert die Geldvermehrung am nötigen Grund und Boden, manchmal an einer schlüssigen Begründung für eine Bodenumwidmung. Und inzwischen kriegen die betuchten Käufer in Tirol sogar schon ab und zu, nachdem sie von den Immobilien-Entwicklern eingewickelt wurden, Wickel mit der Justiz.

Doch nun wurde in unserem stets innovativen Land eine neue Lösung gefunden: Nicht mehr Hotels mit undeklarierter Bettenüberzahl, auch nicht Chalet-Dörfer oder luxuriöse Freizeit-Bauernhöfe, nein, sondern die Umwidmung zu Sonderflächen für betreutes Wohnen! So etwas braucht in Zukunft schließlich jede Gemeinde. Dafür hat der Bürger Verständnis. Anschließend kann man dort dann ein „Riverside Resort“ aufziehen, bei dem der Quadratmeter 19.000 Euro wert ist.  „Betreutes Wohnen“ ist nämlich glücklicherweise ein weit gefasster Rechtsterminus; Hausmeister-, Garten- und Putzdienste fallen ebenfalls unter diesen Begriff. Es nimmt nicht wunder, dass dieser verbale Trick in einem Land erfunden wurde, das schon den Überredungskünstler René Benko hervorgebracht hat. Und er funktioniert sogar ganz ohne Zuhilfenahme einer liebenden Mutter und verschachtelter Untergesellschaften. Ich bin mir sicher, dass Benko, hätte er nicht dummerweise auf die Errichtung von Kaufhäusern gesetzt, mit diesem Modell erfolgreicher gewesen wäre.

Sogar Präsident Trump muss bereits davon erfahren haben, denn er will Kirchberg, wie alles, bei dem sich Geld machen lässt, sofort kopieren: Er plant nun, den Gazastreifen nach genau diesem Muster zu einem „Seaside Resort“ wiederaufzubauen. Man stelle sich vor: Wohnraum al la Mar-a-Lago, von Israelis und US-Militär gut bewacht, gesponsert vom amerikanischen Steuerzahler! – vor diesem Grauen würden selbst die letzten überlebenden Palästinenser noch freiwillig flüchten. Insofern wäre es auch völlig falsch, von „Zwangsumsiedlung“ zu sprechen. Es wäre doch, so sieht es Herr Trump, nur die Erfüllung des alten palästinensischen Wunschtraums, quasi ein „From the River- to the Sea-Side Resort“ – im von ihm bevorzugten vergoldeten Gruselschloss-Stil, lukrativ vermietet an Hyperreiche. Und natürlich brauchte man dann ja ausreichend palästinensisches Dienstpersonal für das ringsum betreute Wohnen. Also, warum sollten von dem Plan nicht alle, wirklich alle, begeistert sein?

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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