Dazu einige Überlegungen:
1. Wenn in Österreich vorerst 38 Milliarden Euro als Hilfe vorgesehen sind, kann man diese riesige Summe zum gesamten Nettogeldvermögen in Beziehung setzen, über das die Österreicherinnen und Österreicher verfügen. Es belief sich im Jahr 2018 auf nicht weniger als 484 Milliarden Euro. Natürlich kann die Regierung zur Aufbringung der 38 Milliarden nicht einfach auf diese Gelder zugreifen, aber sie kann sich einen Teil der Summe über günstig gestaltete Staatsanleihen ausleihen.
2. Solche Staatsanleihen kann die Regierung aber auch im Ausland sowie vor allem bei der Europäischen Zentralbank auflegen. Diese hat bereits zwischen 2015 und 2019 mehr als 2.000 Milliarden Euro an Staatsanleihen und weitere 500 Milliarden an sonstigen Wertpapieren angekauft. Es spricht nichts dagegen, dass sie diese Politik der Geldschöpfung auch weiterhin verfolgen kann, womit sie übrigens als Folge der Krise auch bereits begonnen hat.
3. Eine solche Geldschöpfungspolitik der EZB ist vor allem deswegen möglich, weil dieser enormen Summe eine entsprechende Menge an realen Sachwerten gegenübersteht. Sie ist dadurch zustande gekommen, weil sich – gemessen am Bruttoinlandsprodukt – die jährliche Wertschöpfung allein der west- und mitteleuropäischen Länder einschließlich Skandinaviens seit 1950 mehr als verfünffacht hat. Da aber die jährliche Wertschöpfung nur zum Teil unmittelbar verbraucht wird, ist es zu einer ständigen Akkumulation des Gesamtvermögens gekommen. Es setzt sich neben dem Geldvermögen aus Bauten, Land, Gebrauchs- und Anlagevermögen, bestehend aus langlebigen Sachgütern, zusammen. Abzüglich des Geldvermögens belief sich das Sachvermögen 2017 allein in Deutschland auf fast 10.000 Milliarden Euro und damit auf ein Vielfaches des von der EZB geschaffenen Geldvolumens.
4. Das riesige Angebot an vorhandenen Sachwerten ist auch dafür verantwortlich, dass die Geldschöpfung der EZB zu keiner entsprechenden Inflation geführt hat – im Unterschied zu früheren Zeiten, als einem wachsenden Geldvolumen ein nur beschränktes Angebot an Sachwerten gegenüberstand, was nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage die Preise in die Höhe trieb.
5. Natürlich werden die in Österreich als Corona-Hilfe ins Auge gefassten 38 Milliarden Euro die Staatsverschuldung, die bereits jetzt bei knapp 300 Milliarden Euro liegt, verstärken. Wenn allerdings die österreichische Volkswirtschaft bislang ohne Probleme in der Lage war, mit der bisherigen Staatsverschuldung zu leben und etwa zwischen 2016 und 2019 – und zwar ohne zusätzliche Steuern – sogar eine Verringerung um 16 Milliarden möglich machte, gibt es allen Grund zur Annahme, dass sie auch eine etwas höhere Verschuldung verkraften wird.
6. Allerdings ist dafür eine Wiederbelebung der für einige Zeit zurückgefahrenen Wirtschaft notwendig, was infolge der aufgestauten Nachfrage durchaus zu erwarten ist – es sei denn, die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise sollten eine Normalisierung des Wirtschaftslebens noch längere Zeit nicht zulassen.