Die Geschichte des Theremin ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Dabei liest sich alles auf der rein faktischen Ebene äußerst gut. So gut, dass man eigentlich meinen könnte, das Theremin habe seit Jahrzehnten einen sicheren Platz im Kanon der klassischen und „neuen“ Musik. Dem ist allerdings nicht so.
1920 wurde es erfunden. Damit war es eines der ersten elektronischen Instrumente überhaupt. Auch das Alleinstellungsmerkmal des Instrument lässt sich sehen: Es ist das einzige einigermaßen verbreitete Instrument, das gespielt werden kann, ohne dass es berührt werden muss. Dem elektromagnetischen Feld sei Dank.
So weit, so gut. Die Geschichte des Instrumentes verlief allerdings nicht immer rühmlich. Vor allem in den USA wurde und wird es sehr häufig in Verbindung mit Science-Fiction-Filmen gebracht. Sobald ein UFO irgendwo im Fernsehen oder auf Kino-Leinwand zu sehen war, konnte auch das Theremin als akustische Untermalung dieser eher unheimlichen Situation nicht weit sein. Das brachte dem Instrument den Ruf ein, eher ein Gimmick als ein ernst zu nehmendes Instrument zu sein.
Zum Glück gibt es aber Personen wie Carolina Eyck, die gegen dieses Vorurteil angehen und das Theremin gleich mal wenig bescheiden als für Orchesterstücke hochinteressantes Instrument etablieren wollen. Wenig verwunderlich daher, dass ihr der finnische Komponist Kalevi Aho gleich ein ganzes Theremin-Konzert schrieb. Eyck hat aber nicht nur zum Imagewandel des Theremin maßgeblich beigetragen, sondern im gleichen Zug ein Standardwerk verfasst, wie das Theremin denn nun eigentlich überhaupt zu spielen sei.
Erst vor kurzem wurde ihr außerdem ein „Echo“ im Bereich Klassik verliehen. Dazu meinte Carolina Eyck: „Der ´Echo´ ist ein weiterer Schritt, um dem Theremin seinen Platz in der Welt der klassischen Musik zu geben.“ Ihr Projekt, zu zeigen, welch interessantes, vielseitiges und wandlungsfähiges Instrument das Theremin ist, hat damit einen weiteren Meilenstein zu verbuchen.
Der Theremin-Workshop im Audioversum am 07.11.2015 mit anschließendem Solo-Konzert von Carolina Eyck ist somit ein absolutes Highlight im derzeit recht dichten Konzert- und Kulturkalender in Innsbruck. Mehr Informationen zu dieser Veranstaltung findet man auf der Homepage des Audioversum (Anmeldungen unter: office@audioversum.at)
Wenn ihr euch also davon überzeugen wollt, dass das Theremin mehr kann, als nur „Ufo-Szenen“ zu vertonen und dass sich das Theremin vor allem auch hervorragend dazu eignet, um fröhlich drauf los zu improvisieren, dann wäre ein Besuch dieses Workshops dringend anzuraten.
Frau Eyck wird in diesem wohl interessante Einblicke in ihr musikalisches Schaffen geben, das mit überaus vielfältig nur unzureichend beschrieben ist. In Wahrheit spielt sie nämlich in sämtlichen Kontexten, die man sich bei einer zeitgenössischen Musikerin nur vorstellen kann: In einer Vielzahl von Duos, in jazzaffinen Projekten, mit Orchestern und vielem mehr.
Wer sagt da noch mal, dass das Theremin nur ein Gimmick ist und weiterhin sein Dasein mit Vertonungen von Science-Fiction-Filmen fristen soll? Nach diesem Workshop und nachdem man Carolina Eyck gehört hat ganz sicher niemand mehr. Garantiert.
Titelbild: Christian Hüller