Im Frühsommer 1999 geleitete mich mein Vater ins nahe gelegene Lichtspielhaus um dort „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“ zu sehen. Er ahnte nicht, welchen Fanboy er mit diesem Besuch erschuf. Man könnte auch sagen: Er brachte mich direkt in den Jeditempel und meine Ausbildung begann. So sehr Episode I von Kritikern und Fans der „Originals“ gescholten wird, für mich war es der Film meines Lebens und ich kehre bis heute regelmäßig in die Galaxie weit, weit weg zurück!
Zu meinem siebten Geburtstag gab es natürlich „Episode I“ als VHS. Diese wurde geschaut bis die Bänder ausgeleiert waren und nur noch grauschwarzes Flimmern auf dem Bildschirm zu sehen war. Dass die „Originals“ irgendwas mit „Episode I“ zu tun hatten, kapierte ich erst Jahre später. Ich glaube sogar, dass mein Vater sagte, dass das jetzt neue, unabhängig Filme sind. Mit sieben vertraut man da auch einfach seinem Noob-Vater. Die Macht war anscheinend nicht sehr stark in ihm.
Muss wohl eher von der Mutter kommen bei mir. Die behauptete zwar nie einen Star Wars Film gesehen zu haben, hat mir deshalb aber auch nie solchen Unsinn erzählt. Am Cover der VHS fand sie Darth Maul hässlich. Das spricht wohl dafür, dass sie die dunkle Seite verabscheute und Teil eines geheimen Tiroler Jediordens gewesen sein muss. Leider wurde sie ein Jahr später Eins mit der Macht und ich konnte sie diesbezüglich nicht mehr befragen.
Aufgewachsen in einem Gebiet ähnlich dem Waldmond Endor auf dem Planeten Erde, im System der Milchstraße, spielten die dortig ansässigen Gleichaltrigen immer Fußball und bastelten eben nicht an Podracern. Einen Ball stundenlang nur mit dem Fuß zu bewegen schien mir wenig unterhaltsam. Besonders kreativ sind wir mit Freizeitgestaltung in unserem System nicht. Podrace-Rennen gab es im TV, allerdings nur mit Fahrzeugen die nicht flogen. Dort war aber ein Namensvetter sehr erfolgreich: Michael Schumacher. Die Macht schien also stark in meinem Namen.
Im Winter ging man in ein Hoth-ähnliches Gebiet um dort Ski zu fahren. Ähnlich kreativ wie Fußball. Man bindet sich Bretter auf die Füße, geht auf den Berg und fährt dann wieder herunter. Dass man sich das alles sparen könnte, wenn man gleich unten bleibt, haben die dortigen Ureinwohner noch nicht verstanden. Primitives Bergvolk…
Lebensratgeber
Eigentlich ist Star Wars DER Lebensratgeber schlechthin. Für jede große, kleine oder noch so verzwickte Lebenssituation findet man die Lösung in den derzeit rund 13 Filmstunden.
In der Politik
Fühlt man sich in der aktuellen „Flüchtlingsdebatte“ unsicher, dann sollte man sich einfach Episode I-III reinziehen. Dort sieht man, wie sich die Republik in das „Galaktische Imperium“ verwandelt. Aus Angst gibt man dem Kanzler mehr und mehr Vollmachten damit er die Krise schnell beendet. Am Ende kann man ihn nicht mehr absetzen und selbst die weisesten Jedi wurden von der Hoffnung auf Frieden durch Krieg geblendet. Um absolute Sicherheit zu versprechen verabschiedet man sich vom Rechtsstaat und kreiert ein diktatorisches Imperium. Padmes Worten hätte man glauben schenken sollen:
„Ist dir je der Gedanke gekommen, dass wir auf der falschen Seite stehen? (…) Was ist wenn die Demokratie, der wir zu dienen glauben, gar nicht mehr existiert und die Republik eben zu jenem Bösen geworden ist, dass wir bekämpfen wollen? (…) Diesen Krieg gibt es nur, weil niemand mehr zuhört. Bitte den Kanzler die Kämpfe einzustellen und die Verhandlungen wiederaufzunehmen.“
Weil die Masse aber auf Sicherheit setzt, kommt es zum Systemwechsel und bei der entscheidenden Abstimmung im Senat sagt Padme:
„So geht die Freiheit zugrunde. Mit donnerndem Applaus.“
In der Liebe
Vergesst jeden Anmachspruch den euch irgendein Bravo-Heft oder ein Vice-Guide geben will! Star Wars lässt die Herzen der/des Angebeteten schmelzen. Und wenn nicht, ist er/sie ohnehin hoffnungslos verloren auf der dunklen Seite.
Hier ein Best Of:
A: „Bist du ein Engel?“
B: „Was?“
A: „Ein Engel. Ich hab’ gehört wie sich Raumpiloten darüber unterhalten haben. Sie sind die wunderschönsten Wesen im Universum. Sie leben auf den Monden des Jego, glaub ich…
B: „Du bist ein lustiger, kleiner Junge…“
„Seit dem Moment unsrer ersten Begegnung (…) gab es nicht einen Tag an dem ich nicht an dich gedacht habe. (…) Bei dem Gedanken nicht bei dir zu sein kann ich nicht atmen. Ich werde verfolgt von dem Kuss (…). Mein Herz schlägt schneller in der Hoffnung, dass dieser Kuss keine Narbe hinterlassen wird. Du bist tief im inneren meiner Seele und es quält mich. Was kann ich tun? Ich werde alles tun worum du mich bittest!“
„Ich hab’ keine Angst zu sterben. Seit du in mein Leben gekommen bist, bin ich jeden Tag ein bisschen gestorben. Ich liebe dich! (…) Ich liebe dich von ganzem Herzen und bevor wir sterben, wollte ich, dass du das weißt!“
Nach diesen Sprüchen ist einem die Beziehung gewiss und nach einiger Zeit kann man das dann alles ganz Han-Solo-Style lockerer angehen:
A: „Ich liebe dich!“
B: „Ich weiß.“
Ist man aber doch etwas unsicher in der Beziehung, weiß Meister Yoda wie immer rat:
„Vorsicht walten lassen du musst. Die Furcht vor Verlust ein Pfad zur dunklen Seite ist. Enge Bindung führt zur Eifersucht. Der Schatten der Raffgier das ist. Dich darin üben du musst loszulassen. Alle Dinge von denen du fürchtest sie zu verlieren.“
Wird man trotz all der Macht aber doch verlassen und ist für Yodas Psycho-Scheiß gerade wenig zugänglich, gibt es sicher Kollegen, die einem wie Admiral Ackbar immer sagten: „It’s a trap!“
Das nächste mal wird’s besser! „Search your feelings!“
Aber aufpassen: Anakin verriet aus Angst um seine Liebe all seine Prinzipien und am Ende landete er als verbrannter Krüppel im lebenserhaltenden Ganzkörperanzug. Blöde G’schicht. Jetzt bekommt er keine mehr.
Im Prüfungsstress
Hat man gerade Stress auf der Uni und stellt sein ganzes Leben infrage, sollte man sich dem Jeditraining hingeben.
„Do or do not – there is no try!“
Wenn Luke zu Yoda sagt „Ich kann es nicht glauben (,dass du das Raumschiff aus dem See gehoben hast)“, antwortet Yoda „Darum versagst du!“.
Also: glaub an dich!
Weisheit für ALLES
„Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut. Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“
Egal ob es nun die Furcht vor dem Fremden, der Nachbarin, einer Beziehung oder der nächsten Uniprüfung ist.
So begleitet mich die Saga aus der Galaxie weit, weit weg also nun über 16 Jahre. Dass Episode VII diesen Zauber fortführt, steht außer Zweifel. Dazu gibt es aber einen extra Bericht.
Möge die Macht mit uns sein – immer!
Konzentriere dich nicht auf deine Befürchtungen (…), richte deine Konzentration auf das Hier und Jetzt wo sie hingehören. Opfere deine Gedanken an die Zukunft nicht dem Augenblick.
Artikelbild (c) Ayleen Gaspar, Star Wars Days 2013 at LEGOLAND California, Flickr.com