Die Jalousien sind heruntergelassen. Nur wenig Licht schimmert durch die schmalen Schlitze. Das fahle Weiß des Computerbildschirmes fährt mir in die Augen und bis in das hinterste Eck meines Schädels. Zehn Websites habe ich gleichzeitig geöffnet. Davon vier Mail-Postfächer. Überall ausstehende, unbeantwortete Mails. Auf Facebook blinken mir seit mehreren Stunden aufgeregt, fast böse, ungelesene Nachrichten entgegen. Und ich denke mir. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr.
Mein Schädel ist schwer. Nebel überall. Dicht ist es. Unzählige Dinge in meinem Kopf. So viele To-dos, Aufgaben, Erinnerungen, offene Dinge, dass ich vergessen habe wo ich anfangen wollte. Doch Eine stößt mich unentwegt in meinen Rücken. Motiviert mich. Mach weiter. Und ja, sie lässt mich tatsächlich weitermachen. Sie. Traurig und schön zugleich. Sie. Die Gewissheit, dass es nicht nur mir so geht.
Und dann. Plötzlich. Augenblicke später. Schon kommt er. Auf seine typische Art. Mit einer Wucht donnert er daher. Auf den Moment genau. Wie vorbestellt, vorhergesagt, als wüsste er wann sich ihm ein fruchtbarer Nährboden bietet. Er fährt ein, von Mark bis Bein. Von unten nach oben. Von rechts nach links. Er kriecht in jede Zelle, mit einer Kraft die mich aus dem Sessel reißt. Er ist da. Der Groll. Der Ärger. Ich kann es nicht verstehen. Einfach nicht verstehen. Keiner kann mehr. Keiner will mehr. Und alle machen mit.
Getrieben von unsichtbaren Kräften. Getrieben von unsichtbaren Mächten. Getrieben von kollektiven Regeln, vom Wunsch nach Sicherheit und von Erwartungen. Wir hetzen. Verletzen. Rennen immer schneller. Schön im Kreis. Kämpfen gegen Nebel. Windmühlen die sich immer weiter drehen. Und vor allem. Wir kämpfen gegeneinander. Wir laufen. Hecheln. Weil jeder selbst seines Glückes Schmied und Vertrauen für uns ein Fremdwort ist. Getrieben von unsichtbaren Kräften. Die kein Schmied je versteht. Laufen wir im Kreis. Bis der Schwindel uns umreißt. Entkräftet bleiben wir dann liegen und Fragen nach dem Sinn des Lebens.
Der Groll ist längst gewichen. Tiefe Trauer hat sich eingeschlichen. Eine Träne bahnt sich ihren Weg. Ich kann es einfach nicht verstehen. Keiner kann mehr. Keiner will mehr. Alle machen mit. Steht doch endlich auf. Voller Stolz und Demut. Und seht euch in die Augen, durch bis ins hinterste Eck der Seele. Begreift, dass Glück kein Handwerk ist, das man mit Fleiß erlernt. Begreift, dass Glück nur jenseits aller Sicherheit gedeiht. Bitte. Begreift doch endlich, dass Glück nur existiert wenn man es teilt. Aber davor hams ja alle Schiss! Und es dauert. Bis der erste damit bricht.