AFEU (= Alpenfeuilleton) ist vielleicht mit einem Umspannwerk zu vergleichen. Darin werden die großen Ströme im Netz an einer regionalen Stelle (den Alpen) heruntertransformiert auf das lokale Spannungsnetz rund um Innsbruck.
Gleichzeitig wird beschrieben, wie die Weltereignisse auf regionaler Ebene empfangen und rezipiert werden können.
Diese Erfahrungen der Endverbraucher werden wieder zurückgespeist ins Netz, wo sie eine erhöhte Halbwertszeit erreichen, da sie ja mit Kunstgriffen der Fiktion und der Essayistik aus der Alltagschronik entkoppelt sind.
Nicht nur die Ereignisse ändern sich ständig, auch die Kulturtechniken des Feuilletons stehen ständig am Prüfstand und werden jeweils stracks nachjustiert an eine Wirklichkeit, die sich durch das Nachjustieren verändert.
Die Beiträge erscheinen an allen Arbeitstagen, eine wesentliche Botschaft von AFEU ist die Beständigkeit und Regelmäßigkeit, mit der sie erscheinen.
Montag und Dienstag sind Künstler im Ruhestand am Werk, die aus dem gesicherten Lebensstil der Verrentung heraus berichten, wie der Zeitgeist manchmal im spitzen Winkel auf die Lebenserfahrung trifft.
Mittwoch, Donnerstag und Freitag schreiben aktive Werktätige davon, wie sich die Kunst des Lebens mit der Arbeitswelt in Verbindung bringen lassen muss.
Die Methoden des Erzählens treten oft als singuläre Geschichten in Erscheinung, manchmal als kleine Miniserie oder als Vorstufe für ein größeres Erzähl-Ereignis.
Alle Feuilletonistinnen pflegen einen unverwechselbaren Stil, so gibt es auf kollektive Erfahrung getrimmte Konzertberichte, Überlegungen zu Morgensendungen eines regionalen Senders, Gedanken darüber, wie die Weltliteratur wohl auf aktuelle Ereignisse reagiert hätte, wäre sie heute am Werk.
Im Polit-Haiku wird die Einsilbigkeit der Politik gewürdigt, an anderer Stelle lässt sich das Echo einer melancholisch angeschlagenen Seele ausmachen, in einem regelmäßigen Gedankenspiel kommt es zum Vergleich monumentaler Wortgebilde mit dem Schlüsselwort „Alpen“. An grauen Tagen gibt es Reminiszenzen an eine scheinbar helle Vergangenheit voller Blumenkinder rund um Kreisky.
Das Bildmaterial stammt oft aus dem Netz, und wird durch die Texte einem neuen Sinn zugeführt, am Dienstag stehen selbstverfasste Höhlenzeichnungen parat, die darauf hinweisen, dass manche Bewohner in den Alpen in der Kunst nichts anderes verstehen als das, was auf Felsen gezeichnet ist.
AFEU ist zudem höchst politisch, weil es den Fallstricken der Alltagsdiskussion aus dem Weg geht und das Publikum nicht in Erregung, sondern in eine Euphorisierung für das Schöne bringen will.