Sie ist flüchtig wie der Nebel, nach dem ersten Sonnenstrahl. Greifbar wie der Morgentau. Brüchig wie das Blatt im Wind.
Sie strahlt wie die Bergwiese im Mittagslicht und verblasst in den Zwischentönen der Dämmerung. Sie ist majestätisch wie ein Adler in der Luft und scheu wie das Murmeltier am Boden. Sie ist prächtig und einfach zugleich. Existiert in Geschichten und vielen Liedern. In Wort und Ton. Wird oft zitiert, beschworen. Sogar verkauft.
Doch niemand hat sie je gesehen!
Nur ihre Abbilder, Götzen, Doubles.
Sie. Sie ist nicht außen; doch mittendrin.
Sie versteckt sich. Irgendwo zwischen Herz und Hirn. Zwischen Liebe und Hass, Stolz und Abneigung, Verbundenheit und Flucht. Sie verbindet Menschen, die einander nie kannten.
Ihre Bedeutung wird meist erst aus der Ferne sichtbar. Im Abschied. In der Trennung.
Sie ist Identität ohne feste Regel. Ein Gefühl. Ein Wort. Ein Ton.
Kollektive Subjektivität.
Ganz im Auge des Betrachters. Und doch zusammen.