(c) Helmuth Schönauer

Rezension: „over-tyroled“ von Helmuth Schönauer

1 Minute Lesedauer

Er hat wieder zugeschlagen! Mit einer Sammlung knackig-kurzer Dialoge, als Öffi-fahrender Pensionist aufgeschnappt, zugespitzt oder einfach nur gut erfunden, entlarvt Schönauer wieder einmal die Seinszustände der „Tirolernden“ (welch elegant gendergerechte Wortneuschöpfung für das tourismusgetriebene Fake-Selbstbild, an welches zwar keiner wirklich glaubt, bei dem aber jeder mitspielt). Der Untertitel lautet dem entsprechend auch: „Geheimnisse aus Trash-Tirol mit touristischen Höhlenzeichnungen“.

Schönauer ist ja schon lange als kantiger, gerichtlich bestätigter Literat anerkannt, jedoch harrt sein grafisches Lebenswerk noch der Entdeckung durch die Fachwelt. Seine mit knappen Strichen ausgeführten Zeichnungen bräuchten den Vergleich mit einem anderen tiefgründigen Tiroler Karikaturisten, Paul Flora, nicht zu scheuen.

Die Kurzdialoge dieses Büchleins spiegeln die kleine Welt der Innsbrucker Öffis, in der man die größere (Tirol) und manchmal auch die ganze Welt (oder eben gerade nicht) erlebt. Auch eine Portion selbstironische Altersdepression ist in manchen Texten eingewebt. Dass sich ein Tiroler Altdichter in „Erledigt“ in der Sparte „Humor“ abgestellt wiederfindet, hat, wie manches andere im Buch, durchaus autobiografische Bezüge. Doch, lieber Helmuth, tröste dich: Du stehst dort gut — neben Leuten wie Nestroy, Kästner, Eugen Roth und Tucholsky.

„over-tyroled“, Helmuth Schönauer, Verlag Hannes Hofinger, St.Johann i.T., 2024

ISBN 978-3-9505593-0-9

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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