Wer gestern Abend, um kurz nach 20 Uhr, auf einem der Stühle im Konzertraum der Kulturbackstube „Die Bäckerei Innsbruck“ saß, der wartete bereits ungeduldig. Nicht etwa auf das nahende Weihnachtsfest, sondern auf die drei Musiker die sich angekündigt hatten. Bei den drei Musikern handelt es sich um eines der derzeit angesagtesten Jazz-Trios Österreichs. Besagtes Jazz-Trio, bestehend aus einem Drittel Kärnten und zwei Dritteln Steiermark, spielte an diesem Abend seinen ersten Gig auf Tiroler Boden. Wieso das erwähnenswert ist? Mario Rom’s INTERZONE (so der vollständige Name des Trios) ist keine Band die irgendwo zwischen Wien, Graz und Klagenfurt hin und her tingelt. Die drei Jungs zählen zur derzeit heißesten Exportware des Österreichischen Jazz‘. Vor Innsbruck, verschlug es die Band, der ein ausgezeichneter Ruf als Live-Band vorauseilt, unter anderem nach Mexiko, China, Israel und die USA. Die Menschen die um kurz nach 20 Uhr ungeduldig auf ihren Sitzen umherrutschten, waren also gespannt, ob die Band ihrem Ruf gerecht werden würde. Ich auch.
Das Konzert
Kurz vor Beginn hörte ich in einer Reihe hinter mir jemanden sagen: „So ganz ohne Gesang? Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen.“ Dieser Zweifel dürfte spätestens in dem Augenblick weggewischt worden sein, als das Trio (in der Besetzung: Trompete, Kontrabass, Schlagzeug) loslegte. Ab diesem Zeitpunkt wurde dem Publikum nämlich Jazz auf hohem Niveau geboten. Der Bass wurde gezupft, gestreichelt, geschlagen und liebkost und ergab in Kombination mit dem vielseitig eingesetzten Schlagzeug nicht nur ein fast selbstironisches Duo (die verstohlenen Blicke und das Zuzwinkern unter den Musikern verstärkten diesen Eindruck), sondern stelle die ideale Basis für den feinfühlig improvisierenden Trompeter dar.
Während viele andere Jazz-Ensembles sich im Moment auf sehr experimentellen Pfaden bewegen, gab es an diesem Abend nur kleine Ausflüge in gewagtere, unbekannte Gefilde. Zwar musste einmal der Kontrabass herhalten, um mit einem Stick geschlagen zu werden und einmal die Trompete, um Sci-Fi-Rausch-Geräusche zu erzeugen – ansonsten bot das Trio klassischen Jazz auf hohem Niveau. Was das heißt? Selbst als Zuschauer ohne größere musikalische Selbstversuche, spürte man schnell – die Drei beherrschen ihre Instrumente. Kaum Ablenkungen, kaum extreme Höhen oder Tiefen, straighter Jazz auf hohem Niveau, mit einer ordentlichen Portion Ironie.
Diese(Selbst-)Ironie ließ einen manchmal nachdenklich werden und so stellte sich der eine oder andere die Frage: Gibt es da vielleicht doch noch eine weitere Ebene? Könnte man die Musik vielleicht doch anders interpretieren, als sie auf den ersten Eindruck rüberkommt? Ich sage nein. Für mich standen mit Mario Rom (Trompete), Lukas Kranzelbinder (Bass) und Herbert Pirker (Schlagzeug) schlicht und einfach drei hervorragende Musiker auf der Bühne, die ihre Leidenschaft für Jazz teilen, sich nach jedem Stück gegenseitig angrinsen, ganz so als wären sie überrascht, dass wieder einmal alles gut geklappt hat, und zu einem unglaublich sensiblen, exakten, anpassungsfähigen und leidenschaftlichen Ensemble verschmolzen sind.
Das Fazit
Das macht in erster Linie Freude und gute Laune. Die knapp zwei Stunden vergingen wie im Fluge. Und dies nicht zu letzt auch auf Grund der charmanten Ansagen von Lukas Kranzelbinder. Seiner lockeren Art war es im übrigen auch zu verdanken, dass man als Zuseher die unzähligen Kaufhinweise für die CDs und Vinyl-Platten, verzeihen konnte. Wer im Übrigen für Weihnachten noch ein Geschenk sucht und einen Jazz-verliebten Onkel, Papa, Freund oder eine jazz-verliebte Tante, Mama oder Freundin hat – dem sei das aktuelle Album von Mario Rom’s INTERZONE wirklich ans Herz gelegt. Schlau gemacht, unterhaltsam und humorvoll. Ein Jazz-Trio das an jene Zeiten erinnert, in denen Jazz noch Disco-Sound war.
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