Emsiana #3: Die Frauen und das Songwriting

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Die Welt des Songwritings


Man darf das Kulturprogramm von Kleinstädten zugegebenermaßen nicht völlig unterschätzen. Vor allem wenn der Standort unbedeutend und der Künstler unbekannt ist – dann lohnt sich die Zusammenarbeit für beide, und als Publikum bekommt man so manchmal echte Kulturperlen geboten.
Dass aber zwei Ausnahmekünstlerinnen von zwei verschiedenen Kontinenten (von denen keiner Europa ist) an einem Wochenende in der Pampa zu Gast sind, erlebt man dann doch eher selten.
Für die Emsiana sind vergangenes Wochenende nämlich Emaline Delapaix (ursprünglich aus Australien) mit ihrem englischen Gitarristen sowie Twana Rhodes  (aufgewachsen in Texas) samt Band angereist, um einem jeweils pumpvollen Haus zu demonstrieren, was sich in der großen, weiten Welt derzeit so im Songwriting tut.
So unterschiedlich sie in Sound und Temperament sind – Delapaix ist im Folk zuhause, Rhodes im Jazz – zeigen sie doch beide auf ihre Art, wie man heute als Frau auch ohne namhaften Produzenten und talentierten Stylisten im Hintergrund Alben verkaufen kann. Denn, seien wir uns ehrlich, auch jenseits des reinen Mainstream-Pop war das sehr lange nicht selbstverständlich (ich sage nur: Katie Melua oder Joss Stone).
Diese beiden Headliner der Emsiana haben das insgesamt nicht nötig – sie konzentrieren sich fast ausschließlich auf die musikalische und lyrische Qualität des Produktes, und zwar ganz unaufgeregt und allürenfrei.


Die Konzerte in Hohenems


Emaline Delapaixs Pianofolk ist dementsprechend aufrichtig, zudem intelligent, manchmal sehr bitter (einer ihrer erfolgreicheren Titel heißt „Exorcism“), manchmal zart, aber niemals (!) süßlich. Im Hohenemser Visionscafé kann sie so völlig ohne Show und mit einfachsten Mitteln eine selten schöne Atmosphäre schaffen.

Emaline Delapaix (Bild: http://www.emalinedelapaix.com/)
Emaline Delapaix (Bild: http://www.emalinedelapaix.com/)

 
Twana Rhodes dagegen – allein in der Erscheinung groß und gestisch sehr ausladend – ist schon für eine Show zu haben, sodass sich auch die ältere Generation gegen Ende des Konzertes nur mit spürbarer Mühe auf den Stühlen halten kann.
Viele ihrer Songs haben diese explosive Mischung aus Eingängigkeit und musikalischer Komplexität, vor allem seit sie live nicht mehr selbst Klavier spielt, sondern sich mit Niko Meinhold einen wirklich großartigen Jazz-Pianisten in die Band geholt hat. Der spielt mit viel Raffinesse, Twana Rhodes singt mit ausgesprochen großer Präsenz und reichlich Stimmgewalt über Tiefgründiges, Witziges und Schwieriges – das ergibt zusammen ein Konzert, das sich auch in weit größeren Städten als Hohenems sehen lassen könnte.
Es ist aber trotzdem besonders schön, dass man zwei so interessante und unabhängige Musikerinnen fernab der großen Metropolen zu sehen bekommt, weil hier etwas trotz der Spannung ausgezeichnet zueinander passt: Die Emsiana ist eine Nischenveranstaltung wie auch Delapaix und Rhodes Nischenkünstlerinnen sind.
Aber alle drei sind auch sehr weltgewandt und sophisticated – und trotzdem zugänglich und in der Lage, ein überraschend vielfältiges Publikum anzusprechen.
Wer sich davon angesprochen fühlt sollte im nächsten Jahr die Emsiana nicht verpassen und auch die beiden Songwriterinnen im Auge behalten.
Emaline Delapaix kann man übrigens heute, am 24. Mai in der Schwazer Eremitage spielen sehen!


Zum Reinhören



Titelbild: (c) Artfullsounds

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