Am Samstag traf das Avantpop-Duo „Low Potion“ in der Innsbrucker „Bäckerei“ auf das Streicherensemble „Sonarkraft“. Wahrlich kein alltägliches Zusammenkommen, und das nicht nur aufgrund der Anzahl der Musikerinnen und Musiker auf der Bühne, die sich daraus ergab.
Dass dieses Zusammentreffen zumindest inhaltlich-ästhetisch nicht weiter verwunderlich war, lag vor allem auch an Low Potion und deren bisherigen Ausrichtung. Denn dieses Duo setzte sich schon immer sehr gerne zwischen alle Stühle, ist weder Pop noch Jazz oder Elektro, sondern meist alles auf einen Streich.
Die Stimme von Anna Widauer ist zudem, Low Potion Anhängerinnen und Anhänger wissen es, am Vocal-Jazz geschult aber und auch leicht vertrackte Pop-Melodien liegen ihr bestens. Dazu bastelt Chris Norz stets feine, nicht alltägliche Sounds und erweist sich insgesamt als einer der einfühlsamsten Schlagzeuger und Perkussionisten des Landes.
Am Abend in der proppenvollen Kulturbackstube schien vorerst alles ein wenig anders zu sein. Nachdem Low Potion aber zuvor noch gar nicht in einem bestimmten Genre heimisch geworden waren, akzeptierte man jedoch auch anstandslos die streichergetränkte, temporäre neue Heimat des Duos.
Gewissermaßen federte „Sonarkraft“ die poppig-beatlastigen Seiten von Low Potion ab, hüllte sie gefühlvoll-virtuos ein, doch war dabei nicht einlullend. Das dadurch erzeugte leichte Gefühl der Schwerelosigkeit tat vor allem den deutschsprachigen Liedern und der Stimme von Anna Widauer gut, die sich an diesem Abend überhaupt in Hochform befand und außerdem im Konzertverlauf zunehmend souveräner mit ihrer Rolle als Mittelpunkt des Konzertes agierte.
Erstaunlich war vor allem, mit welcher Sorgfalt und Subtilität die Ausweitung der Klangzone von Low Potion begangen wurde. Vorhandene und bekannte Arrangements wurden nicht nur mit Streichern „angemalt“ und unterfüttert, sondern es kam gleichsam zu schönen, unerwarteten Symbiosen und zur Andeutung von neuen Möglichkeitsräumen. Sprich: Zu wunderbaren und anregenden Skizzen, in welche Richtung Low Potion künftig auch noch gehen könnten.
Denn gehen wollen sie unbedingt, sich bewegen, niemals stillstehen. Nach rund 70 Konzertminuten hatte man definitiv verstanden, dass das ein wesentlicher Ansatz dieses außergewöhnlichen Abends war: Das Duo abermals in Bewegung zu bringen, neue Türen aufzustoßen, sich selbst herauszufordern. Dass das auf so zugängliche, mithin schöne und schwelgerische Art und Weise geschah, danke das Publikum mit lautstarkem Applaus und zwei Zugabe-Forderungen.