Sie beginnt schon Ende Oktober, wenn die ersten Nikoläuse und Lebkuchen sich in die Lebensmittelgeschäfte verirren und die ersten kalten Tage anbrechen. Spätestens aber dann, wenn im Radio „Last Christmas“ auf und ab gespielt wird und die ersten Weihnachtsmärkte eröffnen – die Vorweihnachtszeit und mit ihr der Drang möglichst rasch in Weihnachtsstimmung zu verfallen. Doch was ist Weihnachtsstimmung überhaupt? Und warum reißt sich jeder so darum?
Zuerst die Frage, was es mit dieser Weihnachtsstimmung eigentlich auf sich hat. Sind es die vielen Lichter, der erste Glühwein mit der besten Freundin oder der obligatorische Schnee, ohne den weihnachtliche Stimmung sowieso nicht aufkommen kann? Sind es denn überhaupt die Erlebnisse oder ist es einfach ein Gefühl? Das allseits beworbene Gefühl von Ruhe und Besinnlichkeit? Oder ein Gefühl der Freude und des glücklich seins?
Weihnachten ist eine Mischung aus unerfüllten Wünschen, unerreichbaren Träumen und romantischen Kindheitserinnerungen. Es soll alles ganz schön werden, so wie letztes Jahr, nur besser und mit noch mehr Lichtern, Keksen, Geschenken und tollen Erlebnissen. Man muss unbedingt noch auf den Weihnachtsmarkt mit allen Freunden, Ski fahren gehen, einen Adventkranz binden, den Kalender nicht vergessen, eine Fackelwanderung durch den Winterwald machen und Eislaufen – ja Eislaufen am Stadtplatz dürfen wir auch nicht vergessen. Nur so kommen wir in Weihnachtstimmung.
Dass bei der ganzen Hektik keine besinnliche, glückliche oder freudige Stimmung aufkommen kann, ist klar. Ganz im Gegenteil, wir sind genervt und froh, wenn der ganze Trubel vorbei ist. Die Weihnachtszeit ist stressig, auch für mich. Ich habe viel in der Arbeit und an der Uni zu tun und wenn ich dann neben dem ganzen restlichen Freizeitstress noch Zeit finde, bin ich mit allerlei weihnachtlichen Vorbereitungen beschäftigt. Geschenke müssen besorgt und die Wohnung dekoriert werden und die Kekse backen sich auch nicht von alleine. Ich komme nicht zur Ruhe und Weihnachten ist schneller da als ich Weihnachtsstimmung aussprechen kann.
An Weihnachten dann aber, zu Heiligabend, passiert mir immer etwas sehr Schönes und Faszinierendes. Den ganzen Stress der Vorweihnachtszeit hinter mir gelassen, in der Geborgenheit meiner Familie und der Stille des Abends, wenn ich aufgehört habe nach einer bestimmten Stimmung zu suchen – dann durchfährt mich ein warmes, ruhiges und schönes Gefühl im Bauch. Ich stimme mich ein. Auf das hier und jetzt. Ich bin bei meiner Familie und nehme alles auf, was gerade passiert. Ich atme durch und genieße den Moment, die Lichter, den Duft der frischen Kekse, das stolze Grün des Tannenbaums und das Lächeln meiner Eltern.
Weihnachtsstimmung ist wohl eine Einstellungssache, es ist das was du daraus machst. Das ganze Jahr leben wir in Hektik, sprinten von Tag zu Tag und müssen ständig Höchstleistungen erbringen. Vielleicht bedeutet Weihnachtsstimmung einfach, dass wir versuchen den Alltag einmal hinter uns zu lassen, abzuschalten, das Smartphone beiseite zu legen und mit seinen Liebsten das Beisammensein und die Ruhe zu genießen. Dafür braucht es keine Weihnachtsmärkte, keine Lichter, kein „Last Christmas“ und keine teuren Geschenke. Nehmt euch Zeit für euch und eure Mitmenschen und die Weihnachtsstimmung, wie auch immer sie sich für euch anfühlt, wird kommen.