Wenn Menschen vom Affen abstammen, stammen Männer vom Hund. Diese Weisheit bestätigt sich fast täglich in meinem direkten Umfeld. Sätze wie „Nein, der Typ ist nichts für mich. Der dackelt mir hinten nach, wie so ein Hund. Das haltet auf Dauer ja niemand aus“ oder „So ein depperter Hund. Der hat doch der Karin glatt ins Gesicht gelogen. Der war am Wochenende gar nicht mit seinen Jungs beim Angeln“, kannte ich früher aus deutschen Kino-Produktionen zu denen ich so manches Date begleitet habe. Heute sagen sie die Frauen in meinem Bekanntenkreis.
Selbst Frauenmagazine haben die Weisheit entdeckt und liefern hilfreiche Ratschläge für den Umgang mit Männern. „So domestizieren Sie Ihren Mann“, steht da beispielsweise geschrieben. Wer etwas domestiziert, macht aus etwas Wildem, etwas Hausgerechtes. Früher waren das wilde Pflanzen und Tiere, die zu Kulturpflanzen und Haustieren umfunktioniert wurden. Heute sind es Männer, die für den Hausgebrauch erzogen werden.
Was das bedeutet? Für uns Männer nur Gutes. Denn wir Männer sind noch nicht am Ende der Evolution angelangt. Wir haben noch Potential nach oben. Im Rohzustand sind wir nichts anderes als wilde Tiere, die durch die Städte dieser Welt streifen. Wir sind pubertäre Zombies, die noch keine nackte Brust gesehen oder einen fremden Mund geküsst haben. Wir dürsten nach Aufmerksamkeit, nach Liebe und Zuwendung. Wir sind Wilde, auf der Suche nach Zivilisation. Streuner, auf der Suche nach einem Zuhause. Es braucht erst eine Frau, die sich unser erbarmt und uns in ihren warmen Schoss aufnimmt.
Wenn das erstmal geschehen ist, kann alles sehr schnell gehen. Lernwillige Exemplare können innerhalb weniger Wochen einen radikalen Wandel vollziehen und die Sprossen der Evolution nach oben hechten. Und es läuft immer gleich. Als erstes ändert sich unser Äußeres. Shirts mit lustigen Sprüchen, kurze Hosen und weiße Turnschuhe weichen, feine Hemden, lange Hosen und elegante Schuhe kommen. Die Frisuren werden gestutzt und die Bärte in Form gebracht oder je nach Frau(chen) ganz abrasiert.
Nach dem äußeren Erscheinungsbild ändern sich rasch die Umgangsformen. Ausgedehnte „Auf ein Bier“-Sessions mit den Kumpels werden nicht mehr geduldet. Kuschelige Fernsehabende, Gemüsesticks und Sauerrahm-Dip inklusive, sind fortan unser Abendprogramm. Am Klo wird nicht mehr gestanden, sondern vornehm gesessen. Und wenn Freundinnen der eignen Frau zu Gast sind, wird das Fußballspiel mindestens auf stumm, im Normalfall aber ganz ausgeschalten.
Wer das richtige Verhalten erlernt hat, ist dem Ziel schon nahe. Wie bei jedem guten Hund, steht unbedingte Treue ganz oben auf der Liste. Die Zeiten des Jägers und Sammlers sind vorbei. Wir haben nun ein Zuhause und wissen wo wir hingehören. Und darum sollte man sich tunlichst kümmern. So wird aus dem Versorger schnell einmal ein „Besorger“. Schränke werden aufgebaut, Terassen-Möbel nach draußen getragen und Teppiche verlegt. Die Höhle muss schließlich wohnlich sein. Wer seine Aufgaben brav erfüllt, der hat sich die Gunst des Frauchens dafür ordentlich verdient.
Liebe Männer! Sobald wir uns also darüber freuen, dass die Klobrille nach unten geklappt ist und es nach Lavendel duftet, während wir langsam die Hosen nach unten ziehen, um uns aufs Töpfchen zu setzen oder uns nicht mehr sicher sind, ob heute Abend das Viertelfinale oder doch schon das Halbfinale der Euro läuft, dann haben wir es endgültig geschafft. Dann sind wir oben angekommen. Dort wo die Evolution uns immer haben wollte. Dann sind wir keine wilden Wölfe mehr, die kilometerweit, hungrig und einsam durch den Wald rennen müssen. Dann sind wir endlich die Bellos, Hassos und Waldis, die Streicheleinheiten bekommen, während auf Netflix „Step up“ läuft und danach eine gute Portion Vollkornnudeln mit leichter Tomaten-Basilikum-Soße. So schmeckt“Sieger-sein!!“
Und was bedeutet all das für die Frauen? Lieber einen Schoßhund auf der Couch, als einen Wolf im Garten, kann wahrlich nicht der Weisheit letzer Schluss sein. Wer seinen Mann domestiziert, braucht sich nicht wundern, dass er nur an der Leine „funktioniert“ und durchdreht, wenn er mal freigelassen wird. Mensch. Was bin ich froh, dass meine Freundin Katzenfreundin ist. Wuff!
Hier geht es zur vorherigen Folge von „Kleingeist und Größenwahn“.