Verdammt kalt ist es geworden. So kalt, dass man zweifellos wieder einmal feststellen muss, Übergangsjacken haben ausgedient. Zumindest in unseren Breiten. Übergangsjacken sind etwas für ganz Harte oder für Südländer im Winter und Skandinavier im Sommer. Bei uns sind diese halbwarmen Dinger einfach nicht zu gebrauchen. Teuer kommen sie einen zu stehen. Selbst wenn man auf keine Ausgefallenen setzt. Und für was? Dafür, dass man sie allerhöchstens ein paar Tage lang tragen kann. Wenn überhaupt. Seit den globalen Veränderungen, ist es vorbei mit den schönsten Jahreszeiten. Frühling und Herbst existieren nicht mehr. Keine sanften Übergänge zwischen der kalten und der heißen Jahreszeit. Keine Umgewöhnungsphase, in der man sich langsam an- oder entkleiden kann. Brütend heiß oder eiskalt. Etwas anderes existiert nicht mehr.
Nur gut, dass ich einem geregelten Tagesablauf nachgehe, der wenige Stunden an der frischen Luft vorsieht. Von meiner 82 Quadratmeter großen Wohnung ins Hofburg-Büro sind es gerade einmal 15 Minuten Fußmarsch. An richtig kalten und ungemütlichen Tagen könnte ich notfalls auch den Bus nehmen, direkt von Haustüre zu Haustüre. Beschweren dürfen sich eigentlich nur jene Leute, die von der Kälte wirklich betroffen sind. Mappenmenschen zum Beispiel. Die stehen immerhin stundenlang in Fußgängerzonen rum und versuchen ins Gespräch zu kommen. Für den guten Zweck! Oder Bauarbeiter. Oder Prostituierte am Straßenstrich. Warme Kleidung ist dort schier unmöglich, weil geschäftsschädigend.
An den fehlenden Übergangszeiten leiden auch sämtliche Flüchtlinge, die noch immer von Südosten in Richtung Mitteleuropa wandern. Nur gut, dass die Brenner-Grenzen-Abschreckungskampagne gut funktioniert hat. In dem zugigen Loch (Brenner!) würde man sich als Flüchtender nämlich nicht nur die Ausreisebescheinigung, sondern auch den sicheren Tod holen. Überhaupt wäre das doch eine Idee. Nach neuesten Informationen der Nachrichtensendung „Willkommen Österreich“ kommen mittlerweile „auf 10 Flüchtlinge, ein Österreicher.“ Das sind Zahlen, die einem den Löffel aus der Hand und in den Wiener Supptentopf fallen lassen. Der gute Tafelspitz. Nein im Ernst, das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Haha. 10 Flüchtlinge auf einen Österreicher? Da ist man nicht mehr fremd im eigenen Land, sondern schlicht Tourist. Dagegen muss endlich jemand etwas tun!
Und jetzt sind wir wieder bei der angesprochenen Idee von vorhin und bei den fehlenden Übergängen von Winter auf Sommer. Eine Kampagne muss her. Richtig schiache Bilder von schwitzenden Österreichern, wie sie im Schanigarten sitzen, die Keule eines toten Schweins in der einen Hand und ein brunzwarmes Bier in der anderen, während die halbausgelöschte Malboro im Aschenbecher qualmt. Und drunter ein Spruch a la „Österreichische Tradition! Schulungen für Zugewanderte verpflichtend!“. Oder Menschen in Skischuhen und bunten Skianzügen, wie sie in einer kargen, schneebedeckten Landschaft, mit Eiszapfen an den Nasenlöchern und Mundwinkeln, an Party-Schirmen lehnen und sich kurz vorher übergeben haben. Welcome to Austria!
Das sind Bilder des Todes. Bilder die Abschrecken. Da überlegt es sich ein traumatisierter Flüchtling dreimal, ob er seine Heimat aufgibt und zu uns kommt, in ein Land, in dem es nur noch zwei Extreme gibt. Tafelspitz raus und zur Wehr setzen, liebe Mit-Österreicher!
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