dirtyboxface, toilet, flickr.com
Narrenhände beschmieren Tisch und Wände. Diesem Spruch folgend, scheint der Mensch ein Narr zu sein und das bereits seit den ersten Höhlenmalereien vor mehr als 40000 Jahren. Seit dieser Zeit ist viel passiert, doch die Wandverschmierung ist und bleibt ein menschliches Bedürfnis. Eine besonders unterhaltsame Unterkategorie ist der Klospruch, der sich meist auf der Klowand oder der Toilettentür befindet. Kleine Meisterwerke verbessern die Stimmung und sorgen für den einen oder anderen Schmunzler. Dabei gilt es natürlich verschiedenste Thematiken zu unterscheiden.
Der Klassiker in der Kategorie – betrunkene Menschen lachen über betrunkene Menschen – lautet: „Bist du nach dem Kotzen blind, war zu stark der Gegenwind.“ Ein ähnliches Thema mit ähnlicher Zielgruppe wird von diesem Spruch behandelt: „Fängst du mittags an zu saufen, kannst du abends nicht mehr laufen.“ Einer meiner Favoriten mit der thematischen Selbstreflexion zum Ort an und für sich ist dieser: „Gäste werden auf dem Klo nicht alt, lässt man dieses dunkel und kalt.“ Darüberhinaus gibt es auch lebensphilosophische Abhandlungen à la „No risk, no fun. No brain, no pain.“ oder „Erfahrung ist der Kamm, den das Leben schenkt, nach dem du deine Haare verloren hast.“
Dass dieses Genre selbst von Künstlern gerne gepflegt wird, beweist der Spruch von Herbert Achternbusch: „Das Münchner Bier, das ist nicht leicht – viere gsuffen, fünfe gseicht.“ Obwohl der Nachweis der Bedeutsamkeit des Toilettenspruchs eigentlich abgeschlossen ist, mag es doch den einen oder anderen Restzweifel geben, stets mit der Frage verbunden: „Und was ist mit der Königsklasse der Sprüche, was ist mit Schüttelreimen?“ Nun ist die Auswahl gelungener Toilettenschüttler wirklich nicht sehr groß, doch mag dieser hoffentlich konvenieren: „Ess ich zuviel Leibspeise, geh ich aufs Klo und speib leise.“
Wie viele Formen der menschlichen Hochkultur, man denke etwa an die Pyramiden, hat auch der Toilettenspruch seine besten Zeiten hinter sich. So findet man inzwischen höchst selten kreative und lustige Sprüche am Lokus. In einem Innsbrucker Lokal, das ich gerne als Bierhalle bezeichne, findet sich auf der Herrentoilette (wieso eigentlich nur auf der Herrentoilette??) nebst bereitgestellten Kreiden eine Tafel über den Pissoirs, die sich in mehreren Sprachen als Klozeitung präsentiert. Nun möchte man meinen, dass diese Tafel die längst überfüllige Renaissance der guten Sprüche am stillen Ort einleitet, doch weit gefehlt. Ich muss feststellen, dass Alkohol die Menschen zu keinen Schriftstellern macht. So ist der primäre Anteil der Sprüche eine Aussage über den Wohnort („Martin und Michael aus Volders waren da“ oder „John from Canada“), Ausdruck des ungetrübten Patriotismus („Tirol isch lei oans“), körperliche Beschreibungen („da Sepp hat an kurzen“) oder unleserliches Geschmiere. Da lohnt sich die Betrachtung der Höhlenkunst aus der Altsteinzeit allemal mehr.