Oberflächlichen Eindrücken sollte man nicht vertrauen. Oft sind die Dinge gänzlich anders als sie im ersten Moment erscheinen. Allzu oft prägen die eigenen Urteile und Vorurteile die Wahrnehmung und vernebeln die Sicht auf das Eigentliche.
Denn eigentlich hätte man es wissen müssen. Es als aufmerksamer Leser zwischen den Zeilen herauslesen können. Hätte man nur ein klein wenig genauer hingeschaut und hätte die Codes richtig interpretiert. Aber gut. Jetzt ist die Überraschung dafür umso größer. Ein Paukenschlag gewissermaßen.
Ich schreibe gerade die 100. Ausgabe der Kolumne „Kleingeist und Größenwahn“. Steht der Text dann online, wird es mein 341. Text für das „Alpenfeuilleton“ sein. Geld verdient habe ich damit bislang keines. Dafür hat sich aber ein beachtliches Archiv an Texten angesammelt, die ich immer mal wieder als Referenzen und quasi als Empfehlungsschreiben bei Gesprächen mit potentiellen Kunden und Auftraggebern vorweisen kann.
Es muss aber gesagt werden. Eigentlich habe ich das gar nicht nötig. Denn ich bin reich. Sehr reich. Es kam unerwartet. Über Nacht. Damit war ich alle Sorgen los. Seither sitze ich vor dem Laptop und warte, bis mich die Muse küsst. Denn ich habe ja keinen Druck mehr. Alles geht seither viel leichter von der Hand.
Bis dahin musste ich mich mit Zeichensätzen, Bildhonoraren und Stundensätzen herumschlagen. Mich fragen, wie sich diese in Einklang bringen ließen mit der anstehenden Steuerlast, den zu überweisenden Versicherungsbeträgen und etwaigen Nachzahlungen. Auch das Damoklesschwert einer zukünftigen Pension von der man auch leben kann hing über mir. In dieser Zeit entstanden viele Texte und Kommentare, denen man diesen Druck anmerkt. Man brauche mehr Schönheit und weniger Blogs schrieb ich damals etwa. Daraus sprach eindeutig das Los des Blog-Fließbandarbeiters, der zahlreiche Blogbeiträge für Agenturen schreiben musste um über die Runden zu kommen.
Durch meinen unerwarteten Reichtum fiel das alles von mir ab. Ich konnte wieder freier atmen und mich verstärkt der Kolumne „Plattenzeit“ widmen. Ich musste nicht mehr Angst haben durch stundenlanges Musikhören zu viel Geld zu verlieren. Das war und ist schön.
Ja, ich bin reich geworden. Weil ich es eines Tages erkannte. Nicht die Fließbandarbeit bringt es. Auch nicht das Verfassen von unzähligen Blogbeiträgen für zweifelhafte Agenturen zu zweifelhaften Konditionen. Mit allen diesen dubiosen Tiroler Agenturen habe ich gebrochen. Seither ist die Gelassenheit zurückgekehrt und ich fühle mich reich und bereichert.
Gute Texte brauchen Zeit. Qualität braucht Inspiration und bestmögliches Handwerk. Mit diesem Bewusstsein hat sich meine prekäre Situation entspannt. Je mehr fadenscheinige Texte ich für fadenscheinige Agenturen zu problematischen Zwecken schrieb desto schlechter wurde mein Handwerk. Je besser ich schrieb desto unzufriedener waren die Agenturen und deren Kunden.
Ich entschied mich für die Verfeinerung des Handwerks. Ab diesem Zeitpunkt gelang wieder mehr. Anfragen häuften sich, die sich auf ganz bestimmte Texte von mir bezogen, auf die ich selbst ebenfalls nicht ganz unstolz bin. Zumindest passt bei diesen das Handwerk.
Das alles braucht Zeit. Solche Texte haben keinen unmittelbaren Nutzen. Sie wirken nicht sofort und öffnen nicht augenblicklich Türen. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass es nicht schludrige Arbeiten sein sollten, die im Netz kursieren. Potentiell soll jeder Text bestmöglich geschrieben sein. Qualität sickert langsam ins Bewusstsein von Auftraggebern ein. Auftrag führt zu Folgeauftrag. Von den richtigen Auftraggebern, die ähnliche Ansprüche stellen und haben.
So – und nur so – klappt es dann auch irgendwann mit dem finanziellen Reichtum. Der Weg ist noch weit. Aber es war richtig die Abzweigung zu nehmen.
Hier geht es zur vorherigen Folge von "Kleingeist und Größenwahn".
du makko i ziach dr die löffl long sell sog i dr galling no amol eini gib mr meinen fuffi zruck sinscht woasch eh was passiert galling no amol eini