Die Stimmen werden nicht leiser. Mit mehr Bildung wäre es getan. Dann würde endlich niemand mehr die Rechtspopulisten wählen. Wer die korrekte Rechtschreibung beherrsche, könne auch korrekt, präzise und vor allem „richtig“ denken.
Wenn wir geschichtlich gebildet wären, dann fiele es uns leichter, Parallelen zu erkennen. Dann wüssten wir, wohin wir heute steuern. Die Ungebildeten leben hingegen im Hier und Jetzt, von einem Tag auf den anderen, sind zur Analyse der Gegenwart schlicht und einfach nicht fähig.
Nun kann Bildung tatsächlich helfen um Kriterien zur Weltbeschreibung zu etablieren. Im Heute gleicht die Bildung aber zunehmend einer Massen-Hypnose. Sie führt immer weniger zur Erkenntnis von „Wahrheit“, als vielmehr zu einer Konstruktion von einer ganz eigenen Wahrheit. Diese Konstruktion wird von den solcherart Gebildeten zu einem Meinungskonsen der Gleichgebildeten gemacht.
Diese Art von Bildung führt nicht mehr heraus aus einer Denkblase, sondern mitten in diese hinein. Es geht nicht mehr um die Unterscheidung der Geister, sondern um die Gleichschaltung der Geister. Die „Bildung“, die hier offenbar herbeigerufen wird, bedeutet weniger Gedankenfreiheit und freies Denken, als eine Einübung des Denkens in das Richtig und das „Wahre“, das von einflussreichen Gruppierungen als „wahr“ gekennzeichnet wird.
Von dieser Bildung brauchen wir weniger. Womöglich ist es gar sinnvoll, dass wir Bildung als solches nicht überschätzen. Unter Umständen lohnt es sich, wieder mehr wahrzunehmen und weniger zu lesen. Damit wir wieder klarer sehen, unterscheiden und benennen können. Und dir richtigen Schlüssen ziehen.
Hier geht es zur vorherigen Folge von "Kleingeist und Größenwahn".