„Just look at the bright side of life“, singen die Gekreuzigten am Ende von Monty Pythons „Leben des Brian“. Ein sehr empfehlenswerter und nachahmenswerter Vorschlag, wenn ich auch zugeben muß, daß es mir zurzeit schwerfällt, ihm zu folgen.
Es ist vielmehr so, daß die Sonnenseite des Lebens die merkwürdige Tendenz hat, sich in der Zeit zurückzuziehen, und zwar hinter den 16. März 2020, als die allgemeine Einsperrzeit begann. Selbst wenn in den Medien ständig von „Kampf“ die Rede ist („Der Kampf gegen die Coronakrise“ u.ä.), so wie wir offenbar auch angefangen haben, „gegen die Klimakatastrophe“ zu kämpfen und vermutlich auch gegen Rechts, gegen die Migrantenfeindlichkeit und die Islamophobie und was noch, diesem allgemeinen Gekämpfe zum Trotz verbietet sich eigentlich ein Vergleich mit dem 1. August 1914, als das letzte Mal eine gute alte Zeit mit einem Schlag, an einem Tag zu Ende war. Und doch läßt sich das Gefühl oder vielmehr die bedrückende Gewißheit nicht abwenden: so wie es eben noch war, wird es nicht mehr sein.
Es scheint aus heutiger Sicht höchst unwahrscheinlich, daß sich die Häupter dieser Welt, mit unseren eigenen österreichischen angefangen, vor uns hinstellen und sagen, Verzeihung, nach reiflicher Überlegung müssen wir nun leider zugeben, wir haben etwas übertrieben reagiert, es handelt sich bei dem besagten Horrorvirus tatsächlich um kaum mehr als ein Grippchen, wie der Kollege aus Südamerika so treffend sagte, also entschuldigen sie bitte den Psycho- und sonstigen Terror, wir wollen wieder gut sein und nun wieder ganz ordentlich wie vorher weitermachen und uns insbesondere den Bedrohungen für unsere Gesundheit verhältnismäßig zu ihrer Gefährlichkeit widmen und nicht aufgrund irgendwelcher panikartiger Geistesverwirrungen. Und im übrigen, leider haben wir mit der ganzen Aktion nun auch unser Wirtschaftsleben so ziemlich ruiniert, ob es sich wieder derfangen wird, ist fraglich, nun müssen wir halt alle zusammenhelfen und zusammenstehen und schauen, wie wir den Karren aus dem Dreck wieder herausbringen. Und wie immer, wenn Politiker oder vergleichbare Leute „wir alle“ sagen, meinen sie am wenigsten sich selber, sondern uns Bürgerinnen und Bürger, denen sie nun etwas mehr Geld als noch zuletzt, möglicherweise ziemlich viel Geld abknöpfen möchten.
Aber immerhin, es wäre ein Augenblick der Wahrheit, und zu dem wird es wohl kaum kommen, wie ich den Betrieb hier kenne. Vielmehr wird, nun besser gesetzlich abgesichert als zuvor, die amtlich verordnete Panik sich fortschleppen, von den daran bestverdienenden Weltpharmakonzernen gesponsert und von den auf ihre geile, unterhaltungs- und untergangssüchtige Weise in ihr verfangenen Medienleuten immer weiter hochgepeitscht; und während die Menschen einander zunnehmend auf den Wecker und gleichzeitig ihrer beruflichen Stellung verlustig gehen und das Wirtschaftsleben, wie wir es kennen, so schön langsam den Bach hinuntergeht, bleibt uns noch, an unsere gute alte Zeit zu denken, eben jene, die am 16. März dieses Jahres, zunächst unbemerkt, zu Ende gegangen ist. Ich freue mich darüber und danke Gott dafür, daß ich den größten Teil meines Lebens in jener Zeit verbringen durfte. Es war eine Zeit der Freiheit, heiter und unbeschwert, so daß wir alle gemeinsam genug Muße hatten, uns jeden erdenklichen Unsinn auszudenken und ihn unter Umständen sogar zu realisieren, auch weil es eine Zeit des materiellen Wohlergehens, ja Überflusses war für breite und breiteste Schichten. Um mit einer anderen Liedzeile zu enden: „So schön war die Zeit.“