Kleinkrieg. Positionen prallen aufeinander. Ganz klar ist dabei für eine Seite, was nicht geschrieben werden darf. Was geschrieben werden muss ist für die Gegenseite ein Thema. Denn soll nicht geschrieben werden, was sich real ereignet hatte?
Die Situation ist trotz dieser offenbaren schwarz-weiß Problematik schwierig. Zuspitzung ist ein literarisches Stilmittel, das sich ein Kolumnist nur ungern nehmen lässt. Auch die Sache mit der Meta-Ebene ist wesentlich. Damit gelingt ein Schreiben, bei dem man als Schreibender nicht die Subjektposition einnimmt, in der jeder Satz für bare Münze und Autor-Intention genommen wird, sondern als ein Aufnehmer von Diskursen oder Klischees fungiert.
Der Autor verschwindet dahinter, doch darf er sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Nur er selbst wählt aus, welche Diskurse aufgegriffen werden. Der Text ist immer ein Ausschnitt und somit exemplarisch. Aber auch das Verfahren muss klar gemacht sein. Meint es der Autor bitterböse-bissig oder zynisch? Der Autor ist, auch wenn er nicht intentional als Subjekt hinter jeder Aussage steht, immer auch Gestaltender. Er nimmt Diskurse auf, formt, streicht heraus, führt Diskurse fort.
Von daher ist die Sache kompliziert: Selbst wenn der Autor eine reale Gegebenheit beschreibt, formt und benutzt er diese Realität und bringt sie in die Form eines Textes. Muss er tatsächlich problematische Aussagen aufgreifen um ihr Wesen offenzulegen oder bringt er Aspekte ein, die diese Aussagen entkräftet?
Der Autor spinnt und schreibt an Diskursen mit. Die Situation ist klar: Was geschrieben werden muss ist seine Entscheidung. Geschrieben werden darf dabei grundsätzlich alles. Aber was befeuert welche Diskurse? Hat er seine Haltung klar gemacht? Nicht alles muss geschrieben werden. Schon gar nicht aus einer Haltung heraus, dass man ja alles sagen und schreiben können muss.