In den USA ist er der Kämpfer für mehr Gerechtigkeit. Er fordert höhere Mindestlöhne, den Ausbau des Sozialsystems, eine Krankenversicherung für alle und zahlreiche weitere Erleichterungen für all jene Menschen, die nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind. Bernie Sanders wäre in Europa wohl ein „stinknormaler“ Sozialdemokrat, in den USA hingegen ist er fast schon ein radikaler Linker. Von Kritikern wird ihm gerne vorgeworfen, dass er gar nicht der Fürsprecher für die Armen sein darf, weil er selbst tausende Dollar pro Vortrag kassiert und mehr als eine Million Dollar pro Jahr verdient.
Wer ohne Lobby ist, soll ohne Lobby bleiben!
Es ist doch paradox, wenn sich Menschen ohne Lobby selbst vertreten sollen. Dieses Argument der Oberschicht dient nur ihrem eigenen rationalen Nutzeninteresse. Sie wollen nichts wissen von einer Umverteilung, sie sind zufrieden mit ihrem Status Quo und damit auch mit dem generellen Status der Vermögens- und Chancenverteilung. Ein Millionär, der die Millionäre angreift, kommt dabei besonders ungelegen. Der Stachel im Fleisch schmerzt doppelt, wenn er aus dem eigenen „Lager“ kommt, weil er deutliche größere Strahlkraft besitzt als der Bettler vor dem Supermarkt. Es befeuert das Klassendenken zusätzlich, wenn sich die Reichen nicht mehr für die Armen, die Starken nicht mehr für die Schwachen einsetzen dürfen. Solche Diskussionen sind jedenfalls ein gelungenes Ablenkungsmanöver der wenigen mit dem vielen, gegenüber den vielen mit dem wenigen!
Wenn die Falschen laut sind!
Der Vermögensvorwurf gegen Bernie Sanders hat nur eine kurze Diskussion ausgelöst, er hat sich davon nicht beirren lassen. Es ist ein altbekanntes Phänomen der politischen Auseinandersetzung, dass jene mit dem größten Drang zur Veränderung möglichst still- und kleingehalten werden sollen, damit die konservativen Kräfte weiterhin das einzige tun können, was sie wirklich können: Nichts! Dieser Befund lässt sich auf viele Länder umlegen, ganz unabhängig davon ob deren Nationalmannschaften in schwarz oder in türkis aufs Feld laufen. Immer mit dabei sind jedoch eine ungesunde Prise Konservatismus, ein Brett vor dem Kopf und eine stramm geschnittene Hecke, die das eigene Eigentum vor dem des Nachbarn schützt. Naja, Mut kann man leider nicht kaufen!