The power of being nice

oder eine Geschichte über Social Media.

5 Minuten Lesedauer
(c) Michael Baumgartner
AFEU Kolumnist (c) Michael Baumgartner

Eigentlich wollte ich heute über die sagenumwobenen 100% schreiben. Aber dieses Thema muss ich wohl etwas nach hinten schieben, da ich aus aktuellem Anlass gerne über die Online-Kommunikation schreiben würde.

Wir sitzen seit nun fast zwei Jahren immer wieder in Lockdowns. Und auf jeden Fall mehr vor dem Computer bzw. dem Smartphone wie je zuvor. Ist euch auch aufgefallen, dass sich der Ton im Internet sehr verändert hat? Sicher.

Einige Menschen da draußen sollten sich den guten alten Spruch „Wenn du über jemanden nichts Nettes sagen kannst, dann sag besser gar nichts“ etwas mehr zu Herzen nehmen. Wenn man sich die eine oder andere Diskussion auf den Fanseiten diverser Medienoutlets mal so anschaut (falls man sich das wirklich antun will), merkt man gleich, dass die meisten eher nichts von diesem Spruch halten.

Es wird beleidigt, gehasst und auf tiefstem Niveau gestritten – das für alle sichtbar mit öffentlichem Profil. Schaut man sich dann diverse Profile genauer an, sieht man, dass dahinter wohl einsame Menschen mit zu viel Zeit stecken. Sie tun einem schon wieder leid. Andere Profile zeigen Menschen mit ihren Familien im Urlaub, mit den Enkeln beim Wandern oder die letzte Weihnachtsfeier.

Ich denke mir dann immer, sind diese Menschen im wirklichen Leben auch so? Beschimpfen die den Kellner im Restaurant auch als „verdammten Gutmenschen“ wenn sie zufällig hören, dass er die Grünen gewählt hat oder wünschen dem Taxifahrer den Tod an den Hals weil er in Sachen Impfung nicht der gleichen Meinung ist?

Noch einmal zurück zu unserem Spruch. Ich würde diesen gern für Social Media etwas abwandeln. „Wenn du nichts zu sagen hast, dann sag nichts, denn es interessiert niemanden“.

Stellen wir uns mal vor man verhält sich im echten Leben so wie online. Ich geh doch auch nicht in den Supermarkt und lasse alle Anwesenden wissen was ich alles nicht kaufen werde oder was ich nicht gut finde. Wenn ich keinen Couscous mag brülle ich es der jungen Frau die gerade zwei Packungen kauft auch nicht ins Gesicht und beschimpfe sie als scheiß Veganerin.

Warum nicht?

Erstens weil es verdammt unhöflich wäre jemand Wildfremden einfach anzubrüllen und zweitens, weil es niemanden interessiert weder online noch offline.

Das hat nichts mit freier Meinungsäußerung zu tun und Diskussionen sind gut, aber muss ich meine Meinung immer und überall kundtun? Die Coronakrise hat das für mich auf die Spitze getrieben. Ich habe keine, KEINE Ahnung von Virologie, Epidemiologie oder Medizin. Ich werde gefragt was ich von Corona und den Maßnahmen halt? Äh… da könnte man mich gleich fragen was ich über den Inlandtaipan weiß. Nämlich eigentlich nichts nur, dass Menschen, die sich ihr Leben lang mit Schlangen beschäftigen, sagen, dass sie mich umbringen kann und ich schauen soll, dass sie mich nicht erwischt.

Dennoch wird online Stimmung für oder gegen etwas gemacht von dem die meisten keine Ahnung haben. Das liegt wohl in der Natur des Menschen, aber ich würde mir wünschen, wenn wir auch online wieder etwas netter zu einander wären und wirklich nur dann etwas sagen, wenn wir etwas zu sagen haben.

Noch ein Tipp zum Schluss, der mir oft hilft: Wenn euch online wieder einmal etwas auf die Nerven geht, schlage ich folgendes vor. Macht euch Gedanken was ihr schreiben wollt und schreibt die Nachricht nieder. Danach wartet kurz. Wenn ihr sie in dieser Schärfe immer noch abschicken wollt, tut es. Wenn nicht, löscht die Nachricht und freut euch, dass ihr den Absprung aus der Hassspirale geschafft habt.

Das wars dann wieder von mir und -> Be nice.

Ruheloser Serial Entrepreneur und Podcaster aus Innsbruck. Immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Redet eigentlich lieber wie er schreibt, aber siehe Satz zu neuen Herausforderungen, weiter vorne. Hat sich seine kindliche Begeisterung für alles was Popkultur betrifft erhalten.

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