In den letzten Wochen und Monaten habe ich fast ausschließlich Ultrakurzgeschichten verfasst. Kurze Exkurse in die Lebensrealitäten unterschiedlicher Protagonisten. Wir waren in den Wohnzimmern älterer Menschen, an Stammtischen, Sterbebetten oder bei Wahlfeiern.
Meist waren die Ultrakurzgeschichten stark verkürzte, pointierte Momentaufnahmen, die einen zynischen Unterton nicht verbergen konnten. Die Aussichten trist, pessimistisch, negativ. Eine Sammlung an Ultrakurzgeschichten trug gar den Titel „Es weat imma bleda“. Klare Aussage.
Nun möchte ich den Spieß umdrehen und mich damit beschäftigen, wie Lösungen aussehen könnten. Was können wir tun, damit aus „imma bleda“ wieder „deutlich bessa“ oder „a bissl normala“ wird?
Natürlich werden meine Lösungen keine Lösungen sein, die einem politischen Diskurs oder gar wissenschaftlichen Standards standhalten. Vielmehr sind es meine ganz persönlichen Gedanken und Überzeugungen. Einige werden sich nicht einmal Lösung schimpfen lassen, andere ins Reich der Naivität oder Fantasie gehören. Aber manchmal muss der Mensch träumen, um die Realität zu verändern.
Wer ein paar meiner Ultrakurzgeschichten gelesen hat, weiß, dass ich mich gerne mit Menschen und dem Zusammenleben ebendieser beschäftige. Wer das tut, wird unweigerlich mit Themen wie Politik oder der Frage „was ist Gerechtigkeit“ konfrontiert.
Nach den pessimistischen, zynischen Beschreibungen des Ist-Zustandes, habe ich unglaublich große Lust an meiner eigenen perfekten Welt zu bauen. Rosarot, naiv, unrealistisch. Aber meine.
Ich bau‘ mir die Welt, wie sie mir gefällt.
Kapitel 1: In meiner Welt haben die Traditionen meiner Heimat einen Wert. Denn. Wer seine Kultur kennt, tut sich leicht andere Kulturen zu akzeptieren.
Was auf den ersten Blick unlogisch erscheint, klingt in meinem Kopf vollkommen nachvollziehbar.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Traditionen und Brauchtum einen Wert haben. Jetzt kann man mich gerne als konservativ bezeichnen, aber je älter ich wurde, desto mehr Stellenwert bekommen diese Dinge in meinem Leben.
Mit neun Jahren bin ich auf die Klarinette und zur Musikkapelle gekommen. Auch in meiner Jugend habe ich diese Freude durchgezogen und bin bis heute dabei. Selbstverständlich waren die Lederhose, die Tracht als Ganzes und was sonst noch so mit dazugehört, während meiner Jugend alles andere als cool, eher verstaubt, altbacken oder kitschig. Doch diese Skepsis hat sich ausgewachsen.
Mit dem Tiroler Adler als politisch aufgeladenes Symbol kann ich immer noch wenig anfangen, doch zu vielen anderen Traditionen und Bräuchen habe ich mittlerweile wieder eine Beziehung aufgebaut.
In meiner kleinen Welt mögen die Menschen ihre eigene Kultur, leben sie gerne aus, kennen sie und tun sich deshalb leicht andere Kulturen zu akzeptieren. Die eigene zu schätzen bedeutet nämlich nicht andere abzuwerten oder loswerden zu wollen. #FestungÖsterreich
Ganz im Gegenteil. Wenn ich meine Traditionen kenne und wertschätze, brauche keine Angst davor haben, von einer anderen Kultur „vereinnahmt“ oder verdrängt zu werden.
In meiner Welt gibt es (im Alpenraum) deshalb selbstverständlich Osterbräuche, Maifeste, Bergfeuer etc. Gleichzeitig freut man sich aber auch darüber anderes kennenzulernen und findet den gemeinsamen Nenner anstatt Trennendes.
Kulturelle Aneignung haben wir abgeschafft. Denn wir haben verstanden, dass Kunst und Kultur sich stetig weiterentwickeln und immer aus der Mischung menschlichen Daseins entstanden sind. Ohne Austausch, Stillstand.
Sich über andere lustig machen, abwerten oder persönliche Grenzen überschreiten, geht natürlich nicht. Machen wir auch nicht. Doch da sind wir bei Themen wie Freiheit, Toleranz und Empathie. Das gehört in ein anderes Kapitel.