Laut einem Bericht des Umweltbundesamts wird Österreich die Klimaziele der Europäischen Union für das Jahr 2030 klar verfehlen. Die Treibhausgasemissionen lägen dann, sollte Österreich an seiner Klimapolitik nichts ändern, bei 42 Millionen Tonnen CO2-Äauqivalenten – und damit bei 12 Millionen mehr als vorgesehen.
Erreichen wird man die Klimaziele trotzdem. Also irgendwann. Um genau zu sein im Jahr 2050. Zwei Jahrzehnte später. Dann, wenn alles schon zu spät ist. In der Rechnung sind zudem die aktuellen Maßnahmen sowie bestehende Gesetzesinitiativen bereits einkalkuliert – so beispielsweise die Ausbauziele für Erneuerbare Energie oder das Verbrenner-Aus im Jahr 2035. Ein Klimaschutzgesetz wurde allerdings noch nicht verabschiedet, von der Erreichung der Klimaneutralität ist man meilenweit entfernt.
Viel Aufmerksamkeit wird diesen wenig positiven Zukunftsaussichten allerdings nicht entgegengebracht – und die dafür nötige ohnehin nicht. Anstatt sich dem Thema zu widmen und Unternehmungen anzustellen, um unser Land vor dem drohenden Unheil zu schützen, ist Bundeskanzler Karl Nehammer bei der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni auf Italienbesuch. Doch nicht etwa, um sich ein Bild von den ausgetrockneten Flüssen und Seen zu machen, die als Warnsignal und mahnendes Beispiel ein Umdenken in Sachen Klimaschutz bewirken könnten, sondern um (einmal mehr) über Migration und die damit einhergehende Asylpolitik zu sprechen.
Dabei beweist doch die aktuelle Lage in all ihrer Deutlichkeit, dass Klimawandel und Erderwärmung keine weit entfernten Zukunftsthemen sind, sondern bereits in der Gegenwart angelangt sind. Und oberste Priorität verlangen. So leiden weite Teile Asiens momentan unter einer extremen Hitzewelle – nahe Mumbai starben zuletzt 13 Menschen während einer Regierungsveranstaltung an der Hitze. An mehr als 100 Wetterstationen wurden darüber hinaus Höchstwerte verzeichnet. Auch Spanien meldet Rekordtemperaturen, in Andalusien wurde mit 38,8 Grad ein neuer spanischer Temperaturrekord für April erreicht. Und in Portugal teilte die dortige Wetterbehörde mit, dass es im Land momentan bis zu 15 Grad heißer ist als normalerweise.
Und wen selbst ein Blick ins nahe Ausland (Stichwort Garadasee) noch nicht überzeugt, der sollte mal „Neusiedler See Wasserstand“ googlen. Dort wurde nämlich erst vor kurzem die anstehende österreichische Meisterschaft im Slalom-Surfen abgesagt. Weil der Wasserstand einen sicheren Ablauf des Bewerbs unmöglich macht. Erst vor zwei Wochen lag der See noch auf einem historischen Tiefstand. Und wenn dies heute, im Jahr 2023, schon der Fall ist, dann will man sich gar nicht ausmalen, wie die österreichische Naturlandschaft wohl drei Jahrzehnte später aussehen wird.
Doch trotz all dem, den unzähligen Warnungen, all den belegten Zukunfts-Szenarien sowie den verzeichneten Negativ-Rekorden bekommt der Klimaschutz keine Aufmerksamkeit und wird weiterhin so behandelt, als wären die Zukunftsaussichten und Auswirkungen noch unklar, überhaupt nicht abzuschätzen. Als wäre das Problem eines, dem man sich in 50 Jahren mal mit aller Ruhe annähern könne. Dabei vergessen wohl viele, dass die Realität leider nun einmal kein Disney-Film oder irgendein Spielberg-Blockbuster ist, in dem sich all dies mit einem „Deus ex Machina-Moment“ lösen lässt und die Rettung in letzter Minute doch noch gelingt. In der Realität hat unser Handeln Konsequenzen, und zwar solche, die ab einem gewissen Punkt nicht mehr zu verhindern sind – und uns alle treffen.