Der Equal-Pay-Day ist mittlerweile zu einem Fixpunkt im Kalender avanciert. Während andere Feiertage aber ihren Rhythmus beibehalten, also stets an demselben Datum gefeiert werden, verändert sich jenes des Equal-Pay-Days, der erstmals am 29. September 2010 stattgefunden hat, jährlich.
Bis zum heurigen Jahr hat er sich fast einen Monat nach hinten verschoben – auf den 31. Oktober. Was erst einmal ganz gut klingt, Verbesserung und so, eigentlich aber eine Farce ist. Da dies bedeutet, dass Frauen ab diesem Tag quasi umsonst arbeiten. Bei gleicher Stundenanzahl und Arbeit.
Besagter Feiertag läuft jährlich in etwa gleich ab: Erst wird auf die riesige Lohnlücke zwischen Frauen und Männer aufmerksam gemacht, anschließend wird diskutiert, von Politikern und Unternehmen viel versprochen, erklärt, relativiert und argumentiert und später – in etwa nach zwei Tagen – ist all das Schnee von gestern und wir müssen auf die sich immer wiederholenden, stets monotonen und Gespräche ein weiteres Jahr warten und darauf hoffen, dass sich diese riesige Kluft von selbst in Luft auflöst.
Wer hier nun irgendetwas berichtigen oder legitimieren will, den muss ich nun leider enttäuschen. Denn die Zahlen sprechen nun einmal eine deutliche Sprache. Sie zeigen auf, dass in unserem Land schlicht und ergreifend das politische Bestreben fehlt, irgendetwas an der Situation zu ändern und die Einkommensschere weiterhin ihr ungehindertes Dasein fristen darf.
Noch im vorherigen Jahr haben Vollzeit arbeitende Männer bereits am 30.Oktober jenes Einkommen verdient, für das ebenso lange arbeitende Frauen noch bis zum Ende des Jahres arbeiten müssen. Die Anzahl an Frauen in Geschäftsführungen betrug bei den 200 umsatzstärksten Unternehmen in Österreich damals mickrige 8,9 Prozent. In Aufsichtsräten „immerhin“ 24, 7 Prozent. Also in etwa ein Viertel. Klar können die Führungspersönlichkeiten an dieser Stelle argumentieren, dass die Männer, die den Posten innehaben, halt einfach den besseren Karriereverlauf hinter sich haben, über mehr Expertise verfügen, im Rahmen des Bewerbungsverfahren mehr beeindruckt haben oder irgendeine weitere Ausrede auftischen, es wäre halt in den meisten Fällen wohl gelogen. Und helfen tut es auch nicht.
2022 mussten wohl vor allem jene Herren mit dem Namen „Peter“ ihre Führungspersönlichkeiten besonders beeindruckt haben, so saßen in den Vorständen der im Wiener Leitindex ATX notierten Börsenunternehmen nämlich fast doppelt so viele Personen mit besagtem Vornamen (7), als Frauen (4.)
Nun könnte man sich – wie bereits in den vergangenen Jahren – die Frage stellen, wie sich diese Situation ändern könnte. Damit die Lohnkluft nicht nur kleiner, sondern geschlossen wird, und dabei auf Themen wie den Ausbau der Kinderbetreuung oder volle Lohntransparenz zu sprechen kommen, die sicherlich allesamt helfen würden, aber für eine wirkliche Veränderung stets mit einer Sache einhergehen müssen. Fairness.
Und solange sich dies nicht ändert, Maßnahmen ausbleiben, sich die Lohnschere weiterhin in diesem Tempo schließt, Frauenorganisationen weiter Forderungen stellen müssen und Gleichberechtigung auch im Jahr 2023 noch keine Selbstverständlichkeit ist, so werden wir auch in Jahrzehnten noch alljährlich – und komplett unnötig – den Equal-Pay-Day „feiern“.
PS: Noch eine kurze Bezugnahme Tirol. Dort wurde der Tag übrigens schon gestern, am 19. Oktober, gefeiert, wodurch das Bundesland deutlich unter dem schon schwachen Bundesdurchschnitt liegt. Tirolerinnen verdienen im Schnitt 11.020 Euro weniger pro Jahr als ihre männlichen Kollegen. Dies entspricht einem Einkommensnachteil von 20,3 Prozent. Oder 74 Tage Mehrarbeit Bei eigentlich gleicher Arbeit und Stundenanzahl.