Bleistifte, Memory-Spielkarten, Stickerhefte, Notizblöcke, Mehrfarben-Kugelschreiber. Manchmal auch ein Holz-Rosenkranz oder Clown-Ringelsocken. Es ist der Fluch meiner Postzustellerin, dass ich mich nie dazu durchringen kann, einer Organisation, die um Hilfe bittet, nichts zu spenden. Manchmal sind es fünf, manchmal zehn Euro, selten mehr. Dafür werde ich dann das ganze Jahr über reichlich beschenkt, und ich frage mich, ob nicht meine Spende dafür schon längst draufgegangen ist?
Psychologen behaupten, dass Geschenke Sympathie erzeugen und angeblich auch zu einer gewissen Gegenverpflichtung führen. Also, bei mir bewirkt das eher das Gegenteil. Wenn ich spende, möchte ich meine paar Euro dem wohltätigen Zweck zukommen lassen und nicht in ein Gegengeschenk investiert wissen.
Dasselbe Missbehagen beschleicht mich, wenn mir jemand vor Wahlen Bleistifte, Memory-Spielkarten, Notizblöcke, Mehrfarbkugelschreiber oder Vergleichbares als Wahlgeschenk aufnötigen will. Auch da weiß ich, dass ich all dieses unnötige Zeugs sowieso als Steuerzahlerin selber berappen muss. Auch in diesen Fällen führt es bei mir bloß zu einem schlagartigen Abfall aller Sympathie. Für wie blöd halten die mich denn, dass sie glauben, mich mit einem billigen Werbegeschenk um ein paar Cent kaufen zu können?! Ach, wenn doch die Parteien die Gelder, die wir ihnen zur Verfügung stellen, stattdessen in sinnvolle Programme für die Zukunft unseres Landes steckten! Dieses Geschenk würde ich gerne annehmen.