Denken… Vielleicht aber ganz sicher
von Theresa Berchtold
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Ich sitze hier und frage mich was tun?
Die Aufgabe: ein Poetry Slam
Mhmm klingt doch einfach, denke ich
Und dann denke ich, und denke und denke
Und ich denke mir, du denkst einfach zu viel. Mach die Augen zu und lebe
Lebe dein Leben.
Lebe in den Tag hinein
Ist doch gar nicht so schwer, denken sich die Leute die diesen Quatsch erzählen und fällt euch was auf
Sie denken.
Man kann doch nicht relaxt durchs Leben schreiten, wenn man immer nur denkt.
Den Leuten fällt es schwer abzuschalten.
Ich mein, wie kann man auch aufhören nicht mehr zu denken.
Ein Beispiel
Ich steh in der Früh auf und das erste an was ich denke ist. Ne besser doch nicht.
Als ich es dann endlich geschafft habe meine schweren Beine aus dem Bett zu stämmen kommt mir der Gedanke mir was leckeres zu zubereiten.
Ja ihr wisst wohin das führt: ich denke und denke und denke.
Den ganzen fucking Tag.
Vielleicht sollte ich einfach weniger denken.
Vielleicht sollt ich mich nicht immer fragen was wäre wenn.
Vielleicht sollte ich einfach reden.
Vielleicht sollte ich einfach die nächst beste scheiße aus meinen Kleiderschrank ziehen.
Vielleicht sollte ich euch hier einfach einen Blödsinn erzählen.
Vielleicht sollte ich manchmal weniger fluchen.
Vielleicht sollte ich einfach rausgehen und sein wie früher.
Vielleicht ist es gut, innerlich ein Kind zu bleiben.
Vielleicht
Nein ganz sicher
Ganz sicher sollte ich weniger denken um mehr zu denken.
Ganz sicher sollte ich alles hinterfragen.
Ganz sicher sollte ich nicht zu viel reden, wer weiß wohin das führt.
Ganz sicher sollte ich mir jeden tag überlegen, was ich anziehe, ansonsten komm ich noch mit dem Pijama zur FH, ihr wisst schon: Verwechslungsgefahr!!!!
Ganz sicher sollte ich euch hier keinen Schwachsinn erzählen. Die Leute urteilen schnell.
Ganz sicher sollte ich fluchen. Verdammte scheiße, das ist doch geil!
Ganz sicher ist es gut innerlich ein Kind zu bleiben.
Ganz sicher ist, dass wir rausgehen sollten, und herumspringen, als gäbe es kein morgen.
Ganz sicher ist, dass denken gut ist, es hilft uns.
Aber vielleicht solltest du doch einfach weniger denken.
Ja vielleicht aber ganz sicher
Was man wann, zu wem über wen gesagt hat oder: Sch*** auf die Kommunikationsmodelle!
von Daniela Kalser
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Kennt ihr das:
Ihr bekommt eine Sms – von einer Freundin oder einem Freund. Ihr öffnet sie noch völlig arglos. Ihr denkt euch noch nichts dabei – und dann kommt er:
dieser eine Satz, diese drei lächerlich klitzekleinen Wörter, die so unendlich lang scheinende Buchstabenreihe,
die euch den Atem nimmt, euch die Brust abschnürt und eure Gedanken rattern lässt:
Wir müssen reden!
Und was dann folgt ist dieser Zeitlupenmoment, der in keinem guten Actionfilm fehlen darf, in dem ihr euer Herz pochen hört und es in euren Ohren rauscht (tock tock… tock tock).
Das volle Ausmaß dieses Satzes bricht über euch herein und ihr stellt euch – während ihr panisch zu schwitzen beginnt und euer Gehirn auf Hochtouren läuft – nur noch diese eine Frage:
Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht??
Dasselbe funktioniert übrigens hervorragend bei „Ich muss dir was erzählen!“, da stellt man sich allerdings erleichtert die Frage „Was hat wer anderer falsch gemacht?“ – aber egal…
Zurück zum panisch-schwitzenden Nervenbündel, das jetzt nervös an den Nägeln kauend apathisch dasteht.
Im Geiste lässt man nach so einem Satz nämlich alles Revue passieren:
was habe ich wann zu wem über wen gesagt und ist mir da irgendwas rausgerutscht das mit besagter „wirmüssenreden“- Person zu tun hat oder hab ich in letzter Zeit wen getroffen ach ja neulich im Zug da hab ich doch mit Maria gesprochen aber die kennt besagte „wirmüssenreden“ – Person ja gar nicht oder hab ich nicht letztens… STOP!!!
Jetzt mal auf Anfang. Das sind doch nur Wörter. Buchstaben in einen Satz verpackt und in digitalisierter Form von einem Kommunikator zu einem Rezipienten gesendet – also nichts wovor man Angst haben müsste!
Aber wie kann sowas Profanes eine Reaktion in uns hervorrufen, die einem Weltuntergang gleicht?
Und deshalb hab ich mir letztens gedacht: sch*** auf die ganzen Kommunikationsmodelle und das ganze Drumherum. Ich halte mich lieber ans SR – Modell:
Kommunikator übermittelt Nachricht an Rezipient – PUNKT!
Keine äußeren Einflüsse, keine Kreise die sich um Kommunikator und Rezipient ziehen und diese bedrängen, einengen und voneinander wegdrängen.
Keine Pfeile die zwischen den zweien
am Kommunikationsprozess Beteiligten
hin und hergehen.
Keine Verständnishandlung
die auf eine Mitteilungshandlung
folgen muss.
Denn manchmal will man gar nicht verstehen oder mitteilen oder überhaupt reagieren!
Schluss mit den schlaflosen Nächten,
der Nervosität vor dem Treffen
mit besagter Person oder zehntausendmaliges Löschen der Antwort- SMSen.
Das nächste Mal ruf ich sie einfach an, besagte „wirmüssenreden“ – Person. Vermutlich will sie mir eh nur wieder erzählen was sie wann, zu wem über wen gesagt hat.
Sämtliche Slamtexte (insgesamt 8 Texte) wurden im Zuge der Lehrveranstaltung „Sprache und Stil“ an der FH Kufstein geschrieben und vorgetragen. Hier am ALPENFEUILLETON werden sie zum ersten Mal einer breiteren Öffentlichkeit gezeigt. Bald geht es mit Teil 3 (von 4) und zwei weiteren Slamtexten weiter.
Artikelbild (c) Hannes Bodner Bau GmbH & Co. KG, FH Kufstein – 3. Bauabschnitt