Episode 1: Plato’s Cave.
Manchmal ist das Studentenleben wieder so, wie es sich die Gesellschaft vorstellt: Faul, in der Sonne liegend, stellvertretend prokrastinierend für alle Menschen, die die Universität mit Strom, Tischen und Schnitzel versorgen. So lagen wir geistvergessen wie Dörrfrüchte in der Hitze zwischen Bruno Sander Haus und Geiwi-Turm und freuten uns über die Wohlfahrt unseres tertiären Bildungssektors. Da gehen die Meinungen schon auseinander zwischen dem, was der Außenfassade der akademischen Betonbauten so angedichtet wird, und dem, was dahinter im Innenleben zwischen ‚institutionell‘ eingebetteten Eingeweiden und ‚fakultativem‘ Magen alles verdaut werden muss. „Eigentlich“, so zensierte eine weibliche Stimme unsere musenhafte Glückseligkeit, „eigentlich sollte die Universität doch der Ort sein, wo die besten Ideen der Welt entstehen!“. Das passte gerade überhaupt nicht rein. Und überhaupt ‚Was?!‘. Plötzlich wurde das fröhliche Sonnenbaden leicht unangenehm, fast surreal. Erstens publizieren wir wie Zeitungspressen! Zweitens treiben wir Drittmittel in Millionenhöhe ein! Drittens stemmen wir Lehre für mehrere tausend Student_Innen! Was soll dieses ahnungslose Gerede über Ideen? Inkompetent und nervig. Was sind überhaupt Ideen? Das System Universität funktioniert so nicht! Wir sind keine Kreativwerkstatt, in der man Papierflieger bastelt oder Da Vinci Brücken mit Eisstäbchen baut. Fast lächerlich. Wer so redet, soll eine Woche unseren Terminkalender übernehmen. Eigentlich eine Frechheit! Wir verließen die Sonne und saßen uns wieder in unsere abgedunkelten Büros. Irgendwie blieb ein schlechtes Gefühl im Magen. Scheiß Sonne.
Titelbild: (c) Thomas Sojer