Wo die Ideen blühen #7: sex.is.muss

16. August 2017
1 Minute Lesezeit

Wie heißt das mit Abstand weltweit größte Studienförderungsprogramm für Frauen? Genau, Miss America. Nein, es ist nicht zu verwechseln mit dem Schönheitswettbewerb, es ist der Schönheitswettbewerb. Zu leicht lässt sich in Zeiten verordneter Frauenquoten universitärer Berufungsverfahren die Tatsache vergessen, dass Quantitäten keineswegs Qualitäten zu sichern pflegen. Es ist eine Sache, dass Frauen akademische Schlüsselstellen zugesprochen bekommen, es ist eine ganz andere, wie sie mit/trotz diesen behandelt werden. Ohne die abgelutschten und durchgekauten Feminismusdiskurse erneut in den Mund zu nehmen, kann dennoch nicht verschwiegen werden, wie der soziale Lebensraum ‚Universität‘ tagtäglich einen Hot Spot für Sexismus darstellt, und das nicht als unbewusstes Nebenprodukt, sondern als gezielter Mechanismus. Frausein im akademischen Raum des 21. Jahrhunderts bleibt ein Negativum des Männlichen. Die universitäre Frau findet sich in einer Dichotomie zwischen vergeilter Männerfantasie und Vermännlichung als alternativlose Option von Gleichstellung. Eine eigene Kultur des Fraulichen wird strategisch nivelliert. Interessanterweise provoziert ein Aufruf zu einer etablierten Eigenart der Weiblichkeit gerade den Protest der FrauenrechtlerInnen, sehen sich diese doch durch eine derartige Forderung dem Ruch der Verniedlichung zu einer rosaroten Barbiewelt ausgesetzt oder in Männerstereotype hinein gezwängt. Übrig bleibt eine nüchterne Feststellung: Die Alleinstellung des ‚anderen Geschlechts‘ jenseits aller Kontraste zum Männlichen wird im universitären Kontext nicht ernst (genug) genommen. Talar, Goldkette und Szepter erzählen weiterhin das Märchen des Penismonopols, wenn auch mit mindestens 50% Strap-Ons unterm Kittel.

Titelbild: (c) pexels

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Vorheriger Artikel

Warum mein Körper unsterblich sein sollte

Nächster Artikel

Wie aus einem geliebten Menschen ein Terrorist wurde

Latest from Uni

Digitale Uni ohne Zukunft?

Mehr Digitalisierung oder Rückkehr zum bewährten Konzept? Die Universitäten stehen vor einer wichtigen Entscheidung. Eine leichte Tendenz lässt sich bereits ablesen.

Tabulose Uni?

Am Abend des 29. Juni 2017 trafen sich Dozenten, Studenten und Absolventen der Leopoldino-Franciscea im Künstlerhaus Büchsenhausen, um über das Unausgesprochene, das Unaussprechliche und

Könnte auch spannend sein

Politische Amtszeiten begrenzen!

Eine Begrenzung von politischen Amtszeiten hätte zwei ganz entscheidende Vorteile.
(c) Helmuth Schönauer

Alpentiere

Manche Artikel muss man als Glossist schnell schreiben.
(c) Michael Baumgartner

The power of being nice VI

oder warum Gewalt nie eine Lösung ist.