Die Uni Innsbruck wird posh. Ich setze mich auf die neuen Lerninseln aus schwarzem Holz vor dem Ubichat. Mein Karamel-Chai dampft noch. Durch die großen Glasfronten blicke ich zum anderen Turm, in dem das frisch installierte Infocenter in allen Regenbogenfarben die verschiedenen Fakultäten repräsentiert. Ich höre eine hilflos Irrende hinter mir jemanden fragen:“Bin ich hier an der SoWi?“ Prompt bekommt sie die Antwort: „Nein, hier ist der Campus Innrain, der SoWi Campus liegt 15 Gehminuten dem Inn entlang nordöstlich.“ Ich bin ganz erstaunt. „Campus Innrain?!“ Das, was viele Generationen über Generationen als ihre GeiWi liebten, hassten und zumüllten, erstrahlt im Jahr 2017 als junge, hippe Location der Breitbandakademiker. Wenn man das originale Leben zwischen Bruno-Sander-Haus und GeiWi-Turm vor zehn Jahren noch kannte, erinnert das derzeitige Erscheinungsbild mehr an eine Privatuniversität. Wir sind die neue SoWi. Die ewige Betonplatte, die eigentlich einfach das Garagendach ist, wirft sich mit orangen Sitzmöglichkeiten, Glasböden mit Blick auf das Innenleben der Universitätsbibliothek und dem Hauch einer Begrünung in Schale. Sogar die versifften Hörsäle wurden mit Videokonferenztechnologien ausgestattet und bekommen jetzt riesige Rückfenster mit Blick auf Inn und Nordkette. Einen Stock tiefer, in der Bib funktioniert die Ausleihe inzwischen mit einer vollautomatischen Selbstbedienungsanlage, so wie im Uni-Spar übrigens auch. Die Uni feiert bald 350 Jahre. Da werden viele Geldtöpfe geöffnet und Fassaden neu gestrichen – aber auch Kettenverträge befristet.
Titelbild: (c) Pexels