Artikelbild (c) U.S. Airforce
Michel Foucault behauptet 1966, dass sich bis zur Französischen Revolution eigentlich niemand mit dem Menschen als solchen beschäftigt hätte. Der Begriff des Humanismus, den wir der Renaissance zuschreiben, ist viel jünger. Dieser sei eine Erfindung des neunzehnten Jahrhunderts. Der moderne Mensch sei hingegen ein Produkt der Humanwissenschaften: Psychologie, Soziologie und Kulturwissenschaften. Wo diese Wissenschaften heute angelangt sind, da steht auch der Mensch. Dabei führe die Entwicklung der Humanwissenschaften nicht zur Vergöttlichung des Menschen, sondern paradoxerweise zu seinem Verschwinden. Sie entdeckten überhaupt nicht den konkreten Kern der menschlichen Existenz, die unendlichen Publikationslisten der Spezialisten vom Leben. Das Individuelle und Einzigartige am Menschen innerhalb ihrer Diskurse sei nur ein Funkeln und Glitzern an der Oberfläche. Eines Tages werde der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt des Denkens stehen, das verspricht der grinsende Glatzkopf aus Paris. Seit exakt fünf Monaten stelle ich nun ununterbrochen vor dem Ubichat sitzend die rhetorische Frage, wo hier eigentlich die besten Ideen der Welt blühen, ganz als ob ‚die besten Ideen‘ das ausnahmslos große Ziel unserer Leben sein müssten. Es gibt eigentlich nur eine wirklich gute Idee: und das ist der Mensch! Egal, ob diese von einem schlauen Gott oder einem unendlich komplexen Universum stammt. Wir sollten an der Uni einen neuen Richtwert der Qualitätskontrolle einführen: Wo platzieren wir den Menschen als solchen?