Vor genau einhundertfünfzig Jahren wurde Abraham Lincoln, Präsident der USA, bei einem Theaterbesuch erschossen. Sein Tod sollte eine ganze Nation erschüttern, aber auch wieder zusammenwachsen lassen.
Es ist gerade einmal vier Tage her, dass der amerikanische Bürgerkrieg nach vier jährigem Kampf für beendet erklärt wurde. General Lee unterzeichnete am 9. April 1865 die Kapitulation des Südens – der Konföderierten Staaten. Zentrales Thema dieses Kriegs: die Sklaverei. Ein langer und brutaler Kampf hatte sein Ende gefunden.
Fünf Jahre zuvor herrscht Aufregung. Die Präsidentschaftswahl 1860 wird zur Machtprobe der Vereinigten Staaten: im Vorfeld spaltete sich die Demokratische Partei in zwei Flügel. Die Demokraten im Norden nominierten Senator Stephen A. Douglas, einen gemäßigten Sklavereikritiker aus Illinios als Präsidentschaftskandidaten. Ihm gegenüber stand in der eigenen Partei der bisherige Vizepräsident John C. Breckinridge, ein bekennender Sklavenbefürworter aus dem Süden. Die Republikaner nominierten Abraham Lincoln, John Bell trat für eine vierte Partei – die Constitutional Union Party – an. 33 Staaten wählten einen neuen Präsidenten.
Douglas konnte zwar mehr Stimmen als Bell und Breckinridge erringen, er gewann jedoch nur einen Statt und damit nur 12 Wahlmänner. Bell gewann in drei Staaten (39 Wahlmänner), während Douglas den Süden dominierte und auf 72 Wahlmänner kam. Lincoln gewann in 17 Staaten und damit auch die Wahl mit 180 Wahlmännern. Somit wurde er zum ersten republikanischen Präsidenten in der Geschichte der USA.
Ein Leben im Kaff
Abraham Lincoln wurde 1809 in Kentucky geboren, einem Staat in dem die Sklaverei erlaubt war. Lincolns Vater lehnte als Baptist die Sklaverei ab und zog mit seiner Familie 1816 nach Indiana, wo es keine Sklaverei gab. Lincolns Mutter starb als er neun Jahre alt war an der „Milchkrankheit“, einer bakteriellen Krankheit. Sein Vater heiratete noch einmal, Lincoln soll zu seiner Stiefmutter eine warmherzige Beziehung gehabt haben. In Indiana waren die Bildungsmöglichkeiten sehr beschränkt, was dem wissbegierigem Lincoln störte. Er half sich selber, brachte sich vieles selbst bei und soll Klassiker der Weltliteratur verschlungen haben. 1830 zog die Familie abermals um, diesmal nach Illinois.
Lincoln verließ das Elternhaus kurze Zeit später um als Landvermesser und als Kaufhausgehilfe zu arbeiten. 1832 nahm er freiwillig an einem Kriegszug gegen Indianer teil, wobei er nicht in Kämpfe verwickelt wurde. Seine Kameraden wählten den rhetorisch gewandten Lincoln zum Captain. Diese Ernennung sollte ihn zur Kandidatur des Repräsentantenhauses von Illinois ermutigen. Beim ersten Anlauf noch gescheotert hielt er von 1934 bis 1842 ein Mandat.
Lincoln der Ehrliche
Zeitlebens galt Lincoln als Honest Abe (ehrlicher Abe), da er immer seine Versprechen hielt. Durch das Vertrauen das er im Repräsentantenhaus genoss, wurde er mit 27 Jahren schon zum Parteiführer der oppositionellen Whigs und Sprecher des Finanzausschusses. Neben seiner politischen Tätigkeit studierte er im Selbststudium Rechtswissenschaften und wurde Anwalt. Er wurde 1836 zugelassen allerdings lebte er trotz Anwaltskanzlei noch in äußerst bescheidenen Verhältnissen. 1837 sprach er sich erstmals öffentlich gegen die Sklaverei aus.
Zur selben Zeit bekam in Maryland der bekannte Schauspieler und damalige Star der Theaterszene Junius Brutus Booth seinen zweiten Sohn: John Wilkes Booth. Als junius Booth starb schrieb Walt Whitman: „Da geht der größte und weitaus edelste Römer von allen“.
Lincoln stieg auch als Anwalt auf: Nachdem er 1842 das Repräsentantenhaus verließ, widmete er sich vermehrt seinem Beruf und wurde Experte für Eisenbahnrecht im Bundesstaat. Langsam lief es auch finanziell besser und darüber hinaus zog er für die Whigs ins US-Repräsentantenhaus ein. Dort trat er als entschiedener Gegner des Präsidenten James K. Pol auf, den er wegen dessen Kriegspolitik gegen Mexiko verurteilte. Allerdings war Lincolns erste Zeit kaum von Erfolg oder ähnlichem geprägt. Er verließ Washington 1849 wieder Richtung Springfield, der Haupststadt von Illinois und lebte dort mit seiner Frau Mary und seinen Söhnen Rob und Edward. Fünf Jahre zog er sich aus der Politik zurück.