(c) Walpurgisnacht on Brockenm Lucas, flickr.com
Seit jeher umranken viele Sagen und Mythen die Walpurgisnacht. Laut dem Volksglauben versammeln sich die Hexen in der Nacht vor dem ersten Mai am Blocksberg und erneuern ihre magischen Kräfte – und sogar der Teufel selbst soll anwesend sein. Mit ihren Besen reiten sie durch die Nacht zu ihrem Treffen. Wer als Kind genauso enttäuscht war, dass der Besen zu Hause nie abhob, sollte sich bewusst sein, dass auch Hexen für das Fliegen bestimmte Kräutersalben brauchten, damit sie mit ihrem Fortbewebungsmittel auch wirklich in die Lüfte abhoben. Welche Kräuter und Pflanzen in diesen Salben enthalten sind, wissen wir leider nicht, aber wahrscheinlich ist eine der nachfolgenden darin enthalten.
Harry Potter Fans kennen sie sicher – die Alraune. Joane K. Rowling nimmt dabei alte Volksweisheiten über die Alraune in ihren Büchern auf. Allgemein wurde der Alraune auf Grund ihrer menschlichen Form magische Kräfte zugesprochen. Das Wort kommt aus dem Germanischen und bedeutet „Geheimnis“ oder auch „flüstern“. Die Wurzeln erinnern an das Beinpaar eines Menschen und die Pflanze ist sehr schwer aus dem Boden zu bringen. Die Pflanze selbst weißt hallozinogene und toxische Eigenschaften auf, welche sich schon die alten Ägypter bei medizinischen Behandlungen zu nutze machten. Schon vor Harry Potter wurde überliefert, dass sich derjenige, der eine Alraune aus dem Boden ziehen will, die Ohren verstopfen soll, damit ihn der Schrei der Pflanze nicht tötet. Die Besitzer einer Alraune können sich aber sicher sein, dass sie Glück, Gesundheit und Beliebtheit nicht mehr verlassen. Vor allem aber kann man das eigene Leben und das eines anderen mit ihr beeinflussen. Die Alraune soll nämlich auch Macht bringen. Dieser Aberglaube veranlasste die Kirche dazu, den Handel und den Besitz von Alraunen zu verbieten. 1431 wurde das Johanna von Orleans vorgeworfen und besiegelte so ihr Schicksal auf dem Scheiterhaufen.
Weiters gehört auch das Bilsenkraut laut dem Volksglauben zu den magischen Pflanzen. Bil kommt aus dem Altgermanischen und bedeutet „Vision“ oder „Halluzination“. Auch wird dem Bilsenkraut eine aphrodisierende Wirkung zugeschrieben. Deshalb wurde es in Badehäuser verwendet. Durch den heißen Wasserdampf und das Bilsenkraut, sollte so eine romantische Stimmung erzeugt werden. Viel öfter wurde es jedoch verwendet, um Seelen von Verstorbenen herbeizurufen. Eine Tatsache, weshalb die Pflanze im Mittelalter verteufelt wurde. Im Rauschzustand werden Gegenstände verzerrt wahrgenommen und eine veränderte Geschmacks- und Geruchswahrnehmung erzeugt. Anschließend fällt man in einen tiefen Schlaf, der von wirren Träumen begleitet wird. Auch Schweine fressen das Kraut und genießen den Rauschzustand, wie schon die alten Griechen überlieferten.
Der allseits bekannte Fliegenpilz wurde auch häufig im Kontext von Ritualen gebraucht. So könnte sich der Name auch vom Gefühl des Fliegens, welches man nach dem Konsum verspürt ableiten, oder auch vom Teufel, der auch „Herr der Fliegen“ genannt wird. Er hat auch eine starke halluzinogene Wirkung. Während der toxischen Psychose kann es zu einer Störung des Persönlichkeits-, Ort- oder Zeitgefühl kommen. Gefühle des Schwebens stellen sich ein und es kann zu Farbhalluzinationen kommen. Auch in anderen Kulturkreisen wurde der Fliegenpilz zu rituellen Zwecken benutzt. Lewis Caroll schrieb der Wirkung des Pilzes das Gefühl des Wachsens und Schrumpfens in „Alice im Wunderland“ zu.
Welche Zutaten wirklich verwendet werden müssen, um den Besen als Flugobjekt nutzen zu können, bleibt leider ein Geheimnis, oder wie viele Frauen rein durch die Verwendung so mancher halluzinogener Pflanzen nur glaubten auf dem Blocksberg gewesen zu sein. Viel Wissen um Kräuter und Pflanzen ist bei den Hexenverfolgungen verloren gegangen. Aber die Walpurgisnacht und der Hexenkult werden immer ihre Faszination beibehalten.